DVD


FÜNF FREUNDE TANKEN SUPER

BEATSTEAKS – MUFFENSAUSEN

Warner

Frühjahrsputz im Hause Beatsteaks. Für Fans, von Kumpels aus Berlin.

Na klar: Dass die Beatsteaks mal als ein Headliner bei Rock Am Ring oder vor 17 000 Menschen in der Berliner Wuhlheide spielen würden, hätten sie sich 1999 nicht erträumen lassen. „Dit is so weit weg wie: Ick darf ma die Chinesische Mauer jelb anstreichen“, sagt Bassist Torsten Scholz am Anfang und am Ende der 40-minütigen Doku „Fresse halten, Bass spielen“, in der Scholz, „der ewige Neue“, seine muntere Geschichte erzählen darf. Dass die Beatsteaks das mittlerweile doch geschafft haben und wohl wieder schaffen würden, gehört längst zur Erfolgsgeschichte dieser -Achtung, noch so ein Gemeinplatz – so bodenständigen und sympathischen Punkrockband aus Berlin. Davon erzählt auch „Muffensausen“, ein mit Tour-DVD, Live-CD, Scholz-Doku, Archiv- und Probeaufnahmen, neuem Song, alten Videos und Making-ofs Rundum-Wohlfühlpaket aus dem Hause Beatsteaks; darüber hinaus und fünf Jahre nach ihrer ersten Live-CD und DVD KANONEN AUF SPATZEN aber nicht viel Neues. Frontmann Arnim Teutoburg-Weiß etwa freut sich, wie cool Dave Grohl wirklich ist, als der die Beatsteaks auf einem Festival während ihres „Two Drummer Summer“ vor „Double Trouble“ warnte. Kleine Anekdoten in der Biografie einer einstmals kleinen Band, die offenbar ohne Skandale und Brüche auskommt, außer vielleicht dem, dass während der Aufnahmen zu LIMBO MESSIAH Erfolgsdruck und schlechte Stimmung herrschten. „Das wird ein kommerzielles Desaster“, glaubte Frontmann Arnim Teutoburg-Weiß damals und sollte sich irren: Nur BOOMBOX, ihr noch aktuelles sechstes Album, setzte LIMBO MESSIAH in puncto Chartsplatzierungen noch einen drauf. „Muffensausen“ ist, wie jede Musik-DVD, für Fans und Freunde gemacht. Das Schönste daran: die Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt.

****1/2 Fabian Soethof

MISSION TO LARS

Clear Vision/Alive

Ein Traum wird wahr. Und ein Albtraum auch.

Wäre „Mission To Lars“ eine fiktive Story, könnte man sie unter Kitschverdacht stellen. Da versucht nämlich ein Geschwisterpaar, seinem behinderten Bruder Tom Spicer einen lange gehegten Wunsch zu erfüllen, in diesem Fall: Lars Ulrich zu treffen, den Schlagzeuger von Metallica. Nur ist „Mission To Lars“ eben nicht Fiktion, sondern Dokumentation, und deshalb sieht die Sache ganz anders aus. Weil Tom, erkrankt am Fragilen X-Syndrom, einer Art Autismus, die so lobenswerten wie planlosen Bemühungen seiner Geschwister immer wieder torpediert, weil irgendwann nicht mehr so ganz klar ist, wer den Schlagzeuger eigentlich wirklich treffen will. Und weil Traum und Albtraum, nicht nur aus Toms Perspektive, eben verdammt nahe beieinander liegen können. Auch wenn sein Verhalten mitunter Anlass zur Heiterkeit gibt, bloßgestellt wird er nicht. Der Star des Films heißt also Tom Spicer. Ulrich hin oder her.

**** Uwe Schleifenbaum

FRANK ZAPPA A TOKEN OF HIS EXTREME

Eagle Vision/Edel

Premiere nach fast 40 Jahren: surreales TV-Special

Frank Zappa, kaum dem Bürgerschreck-Image entwachsen, produziert 1974 ein TV-Special. Aus eigener Tasche, denn kein US-Sender wollte als Finanzier einspringen. Immerhin führt die CIA nach wie vor ein dickes Dossier über den Querulanten aus L. A., der sich nicht nur einmal erdreistet hat, die Werte der USA infrage zu stellen. „A Token Of His Extreme“, aufgezeichnet am 27. August 1974 im Culver City Studio, gilt in der Zappa-Fangemeinde als heiliger Gral. Bislang nur als Bootleg erhältlich, erfolgt nun nach fast 40 Jahren die offizielle DVD-Premiere der 90 Minuten langen Chose, die 1976 – mutig, mutig – vom ZDF ausgestrahlt wurde. Der Meister überblendet Jazz, Rock und Metal virtuos in zeittypischen Zappaesken wie „Stink-Foot“,“Pygmy Twylyte“ und „More Trouble Every Day“. Auch Bruce Bickfords Animationen haben nichts von ihrem surrealen Reiz eingebüßt.

***** Mike Köhler

SEARCHING FOR SUGAR MAN

Rapid Eye Movies/Alive

Unglaublich, aber wahr: die Geschichte eines verschollenen Superstars

Was für eine perfekte Gelegenheit, eine gut abgehangene Plattitüde loszuwerden: Das Leben schreibt doch die schönsten Geschichten! In diesem Fall die von Sixto Rodriguez, einem Singer/Songwriter aus Detroit, der Anfang der Siebziger zwei Alben aufnahm, die in den USA leider komplett ignoriert wurden. Ganz anders in Südafrika, wo ein importiertes Exemplar seines Debüts via Mundpropaganda und Bootlegging eine wahre Superstarkarriere lostrat -von der Rodriguez, im fernen Michigan wieder als Bauarbeiter tätig, nicht das Geringste ahnte. In Südafrika, wo er geschätzte 500 000 Alben verkauft hat, kursierte die mal mehr, mal weniger spektakulär aufgebauschte urbane Legende, Rodriguez sei längst tot. Die ganze Wahrheit erzählt dieser absolut sehenswerte Film. Übrigens: Der Songwriter-Folk von Rodriguez, mittlerweile auch hierzulande erhältlich, ist tatsächlich ziemlich gut.

***** Uwe Schleifenbaum

GARBAGE ONE MILE HIGH – LIVE

Eagle Vision/Edel

Unaufgeregter Auftritt einer einst innovativen Band

In High Heels tigert Shirley Manson über die kleine Bühne des Ogden Theatre in Denver und macht dabei auch mit ihren 46 Jahren eine gute Figur. Aber: Die Band um Ex-Nirvana-Produzent Butch Vig wirkt müde, die Show routiniert. Das letzte Album, NOT YOUR KIND OF PEOPLE, stieß 2012 nach siebenjähriger Kreativpause nur auf verhaltenes Lob. Clever also, dass die rothaarige Diva und ihre Mannen während der knapp zweistündigen Show vorwiegend auf älteres Material zurückgreifen, darunter Klassiker wie „Stupid Girl“, „Only Happy When It Rains“ und „Vow“. Großartige, raue Rocksongs, aber der in HD gefilmte Mitschnitt wirkt amateurhaft, die langsam geschnittenen Bilder und die nüchterne Darbietung transportieren wenig Energie. Eher was für „Darklings“, wie die Band ihre Fans nennt, Neueinsteiger investieren das Geld besser in die ersten beiden Garbage-Alben.

** Renzo Wellinger