Erleuchtet


Ryko heißt auf japanisch“.Klang von einem Lichtstrahl“. Mit Rykodisc startete 1983 das weltweit erste Label, das nur CDs veröffentlichte.

Die Geschichte des US-Labels Rykodisc beginnt im Jahr 1983 – ausgerechnet in einem französischen Straßencafe. Eigentlich hatten sich Arthur Mann und Don Rose in Cannes – ein paar Schritte von der Musikmesse M I D EM – zum Lunch verabredet, um über den Import von CDs in die USA zu sprechen. Die Silberlinge sollten nach Amerika verschifft werden, nachdem das neue Tonträger-Format damals lediglich in Japan und Deutschland hergestellt wurde. Doch nach dem Essen – so geht die Legende – nahm die Unterhaltung eine bedeutsame Wendung: „Okay Arthur“, sagte Rose, zückte einen Soft und zog eine Serviette zu sich heran. „Was müssen wir bedenken, wenn wir selbst CDs produzieren wollen?“

Und so schmierte Rose einen kompletten Business-Plan für das weltweit erste Label auf die Serviette, das ausschließlich CDs produzieren wollte. Wenig später wurden Rykodisc-Büros eröffnet: Präsident Arthur Mann saß in Philadelphia, während Rose in Massachusetts Kontakte zu Künstlern knüpfte. Dass der Vertrieb in Minneapolis und die Herstellung in Los Angeles abgewickelt wurden, machte die Koordination nicht einfacher. Doch da das Timing perfekt war, ließen sich die beiden musikbegeisterten Geschäftsleute nicht aufhalten.

Nach einigen kleineren Veröffentlichungen (darunter ein Vernon-Reid- und Bill-Frisell-Projekt) kam man mit

Frank Zappa ins Geschäft. Zappa wusste nicht, dass sein

Name bereits auf der Serviette in Cannes gestanden hatte, doch war er interessiert daran, seinen Katalog auf CD zu veröffentlichen. Ryko lizensierte zahlreiche Titel und startete eine gigantische Re-Release-Kampagne, die entscheidend dazu beitrug, Zappas weltweites Ansehen als Künstler zu heben. Neben viel beachteten David-Bowie- und Jimi-Hendrix-Re-Releases wagte sich Ryko bald auch an Neuveröffentlichungen. „MitSugar und Bob Mould arbeiteten wir erstmals an aktuellen Alben“, so Colleen Theis, Chefin des internationalen Ryko-Büros in London. Trotz des makellosen Rufs allerdings war Rykodisc, das sich inzwischen von seiner „Nur-CD“-Philosophie verabschiedet hatte, im Frühling 1998 in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Und so musste Arthur Mann, der seit der Label-Gründung leidenschaftlich Unabhängigkeit gepredigt hatte, sein Unternehmen im Sommer 1998 in die Hände des Island-Records-Gründers Chris Blackwell geben. Doch obwohl Blackwell half, die Schulden zu begleichen, war die Zusammenarbeit nicht von langer Dauer. Unzufrieden mit der neuen Situation kaufte Arthur Mann sobald wie möglich Ryko zurück. „Seit wir wieder unser eigener Herr sind, kommen vieleder alten Mitarbeiter wieder. Es ist viel befriedigender, fiir sich selbst als für jemand anderen zu schuften“, freut sich Theis. Und so arbeiten nun das Londoner Team im „International Office“, die Label-Gründer in den USA und die deutschen Ryko-Beauftragten bei Zomba, Dirk Bremshey, Uta Bretsch und Yvonne Bentzinger, wieder enthusiastisch daran, viel versprechende Acts aufzubauen.

www.ry kodisc .com