Erste Krise, zweite Chance


Anfangs stand der Name The Veils für Pop mit einem Hang zur Romantik. Jetzt heißt so eine neue Band, die vor Konflikten und Zerrissenheit nur so sprüht.

Der Rock’n’Roll hat schon viele Opfer gefordert. Um ein Haar hätte es auch Finn Andrews erwischt: „Da grübelst du ewig über das erste Album, nimmst immer wieder Korrekturen vor und verschiebst die Veröffentlichung. Dann spielst du in all diesen fremden Städten und spürst, dass du nicht die richtigen Musiker in der Band hast. Außerdem gefällt dir die Musik gar nicht richtig, die du da spielst. Ich hätte mir fast die Kugel gegeben“, erinnert sich der Sängerund Songwriter der Veils.

Man kann seine Erregung verstehen. Der Sohn von Barry Andrews (XTC, Shriekback) hat zwar einen bekannten Musiker zum Vater, aber selbst keine Erfahrungen mit dem Musikgeschäft. Wie auch? Er war gerade mal 20, als vor zwei Jahren das Veils-Debüt the runaway found erschien. Bereits mit 16 hatte er einen Plattenvertrag, dank Demos, die in Neuseeland entstanden waren, wo seine Mutter lebt und Finn schon in Folkclubs spielte, als er noch zur Schule ging. Kaum war er wieder in seiner Geburtsstadt London, suchte er sich Musiker für eine Band. Offensichtlich die falschen: Wenige Monate nach dem ersten Album löste er die Band auf. Der Name The Veils verscholl ohne großes Echo.

Zur Krisenbewältigung kehrte Finn vorübergehend nach Neuseeland zurück.“.Es ist seltsam.

aber dort unten komme ich auf die besten Ideen für Songs. Ich mag London auch sehr gerne, nur ist mir dort noch nie viel eingefallen.“ Dennoch klingt das neue Veils-Album NUX vomica mehr nach der Unruhe in der britischen Hauptstadt als nach der Beschaulichkeit des Pazifik. Im lateinischen Titel spiegelt sich Finns Zerrissenheit wider: nux vomica heißt die Frucht des Brechnussbaums, aus der sowohl das Gift Strychnin als auch Heilmittel gegen Stressbeschwerden gewonnen werden.

Auch die Musik der neuen Veils pendelt zwischen Extremen, zwischen brutalem Blues-Berserkertum wie beim frühen Nick Cave und der von früher verbliebenen romantischen Lieblichkeit des Britpop. „Mit dem Album arbeite ich die Konflikte auf, die ich in den letzten Jahren durchgemacht habe. Ich sehe mich aber nicht als geheilt an. Es geht mir vielmehr darum, Fragen zu stellen, über mich, meine Umwelt, die Welt. Antworten habe ich keine. Ich suche sie mit Hilfe der Musik. “ Damit das Ganze nicht so abrupt endet wie beim letzten Mal, hat Finn sich für die zweite Inkarnation der Veils mit Bassistin Sophia Burn und Keyboarder Liam Gerrard zwei Vertraute in die Band geholt: Mit ihnen ging er in Neuseeland zur Schule. Geteiltes Heimweh ist halbes Heimweh.

www.theveils.com