ES NE-ERVT!!!


FOLGE 5 DER MITSANGER

Eine zahlreich auftretende Untergruppe der Nervtöter, die die Weiten der Konzertarenen durchstreifen, ist die der Mitperformer. Ein Mitperformer gibt seiner Teilhaftigkeit am Konzerterlebnis dadurch Ausdruck, dass er das Gebaren von Musikern nachstellt. Da das Mitführen von Instrumenten bei Konzertveranstaltungen nur den auftretenden Künstlern gestattet ist, sind die Mitmusiker insofern handsam, als sie bei ihren somit nur mimischen Verrichtungen keine Geräusche von sich geben. Sofern man nicht einen Amateur vor sich hat, der das Solo vor sich hin trällern muss, um nicht aus der Rolle zu fallen, wird der Luftgitarrist nur gelegentlich zum Nervfaktor, wenn allzu pathetische Figuren ins Repertoire eingeflochten werden – problematisch etwa sind eventuelle Windmilling-Küren. Gravierenderes Nervpotenzial geht vom häufigsten Vertreter der Mitperformer aus, dem/der Mitsängerin. Der Mitsänger geht seiner Darstellung real aber doch insofern auch imaginär nach, als seine hörbaren Äußerungen nur selten mit der Realität des vorgegebenen Gesangs übereinstimmen. Der Gemäßigte Mitsänger wird sich in seiner Partizipation auf Stellen beschränken, an denen er text- und melodiesicher ist. Der Gemeine Mitsänger erweitert seine Bandbreite auf die Parts, an denen er text- und melodiesicher zu sein glaubt. Wohingegen der Extrem-Mitsänger dazu neigt, beide Parameter gänzlich in den Wind zu schlagen. Phantasielyrik, mithin in erfrischenden Abwandlungen des Englischen, überraschende melodische Alternativen und mutige Tonlagenauswahl – der Mitsänger entfaltet seine ganze enervierende Zugkraft. Probatestes Mittel ist die Flucht, aber auch ein mit Bestimmung geäußertes „Halt den Schnabel, du hast eine Stimme zum Kartoffelzählen!“ kann Wunder tun.

Lesen Sie demnächst in der unvollständigen Enzyklopädie der konzertanten Nervtöter:

Der Vorab-Klatscher, Der Biertioler, Der Familienvater, Die Familie. Der Saxofonist