Flaschenpost


Land in Sicht. The Cruel Sea und die Ruhe nach dem Sturm

Die Schmerzen bringen mich noch um“, konstatiert Tex Perkins mit stoischer Miene, so, als ob eine Mittelohrentzündung, die ihn seit Tagen plagt, das Normalste von der Welt sei. Der Mann ist gut, kommt aus Australien, steht der Band The Cruel Sea als Sänger vor und gilt mit seinen 30 Lebensjahren als legitimer Erbe eines Jim Morrison oder Iggy Pop. Das heißt auch, er kennt sich mit Schmerzen bestens aus. Die schreibt er sich entweder von der Seele oder fügt sie gelegentlich auch anderen zu. So geschehen im Anschluß an die Verleihung des australischen ‚ARIA-Awards‘ für das dritte Album ‚The Honeymoon Is Over‘, auf einer tumultösen Party, die ein blutiges Ende nimmt. „Ich unterhalte mich gerade mit einem Kollegen, als ich plötzlich sehe, wie irgend so ein Verrückter meine Freundin Krystina attackiert. Ich, nichts wie hin und ziehe dem Typen mit der Bierflasche einen Scheitel. Danach war die Hölle los. Nicht daß ich irgendetwas bereue, aber vielleicht schalte ich beim nächsten Mal doch besser meinen Kopf vorher ein.“ Die Episode ist der unrühmliche Höhepunkt einer am Ende verkorksten Saison für Tex und seine Mannen. Obwohl von vielen bereits als die neuen Doors gepriesen, stellt sie der Erfolg von ‚The Honeymoon Is Over‘ auf eine harte Probe. „Die Band war zu der Zeit einfach krank“, erklärt Bassist Ken Gormly. „…und ich kurz davor, sie zu verlassen“, schiebt Tex noch schnell nach. Er, der einst mit Tex Deadly & The Dum Dums debütierte, sich in den 8oern mit Beasts Of Bourbon einen Namen machte, ehe er Anfang der 90er zu Dan Rumour und dessen The Cruel Sea stieß, hatte jegliche Lust verloren. „Ich fragte mich, was soll ich in dieser Band überhaupt noch bewegen?“ Die Antwort ist ebenso simpel wie definitiv: Man zieht sich nur einen Monat nach der Flaschenpost quasi an den eigenen Haaren aus der Krise und entdeckt, daß The Cruel Sea „eine Band mit Zukunft ist“. Die sieht zumindest im Fall von Tex jetzt schon mehr als rosig aus, blickt er doch ein zweites Mal Vaterfreuden entgegen.