Fleetwood Mac, Rumours, Tusk – Fleetwood Mac


Pop: Die künstlerische Runderneuerung einer längst totgeglaubten Blueslegende.

Überfällig war die Wiederveröffentlichung jener drei Fleetwood-Mac-Meilensteine, die ein ganzes Jahrzehnt musikalisch veränderten und bestimmten, schon lange. Die Neuauflage kommt mit zwei Doppel-CDs (rumours,tusk) und einer Einzel-CD [fleetwood mac] mit zahlreichen Bonustracks. Demos, Alternativ-Versionen, Work-In-Progress-Stücke, Jam Sessions und Outtakes illustrieren jenen Moment in derMusikhistorie, als das Rock-Genre den kurzen Hosen endgültig entwachsen war.

1974 wurde für Fleetwood Mac zum Jahr der Veränderungen. Was zunächst wie ein weiteres annus horribilis des Quintetts aussah (die Trennung von Blutsauger-Manager Clifford Davis, der tragische Verlust der beiden Frontmänner Bob Weston und Bob Welch sowie der Umzug ins gelobte Land Kalifornien), sollte sich als absolutes Erfolgsjahr für die Band erweisen. Dabei kamen der Emigration ins sonnige Los Angeles und der Verpflichtung des leidlich erfolgreichen Folk-Pop-Duos Stevie Nicks und Lindsay Buckingham beinahe schon symbolische Bedeutung zu. Damit hatten Fleetwood Mac als die puristische Bluesband, die einst von Peter Green initiiert wurde, definitiv aufgehört zu existieren der Umbruch in der Rock- und Popwelt hatte ohnehin begonnen. Was in den sechziger Jahren noch wild, ungestüm, laut und rebellisch in den Kinderschuhen steckte, war nun erwachsen, respektabel geworden und vor allem ein lukratives Geschäft in Millionenhöhe. Vor allem aber waren Fleetwood Mac anno 1975 trotz britischer Herkunft nun eine durch und durch amerikanische Band geworden.

Unter diesen veränderten Vorzeichen entstand das fleetwood mac betitelte Album, das die Schallgrenze der rund 300.000 verkauften Einheiten im Mutterland des Rock’n’Roll durchbrechen sollte. Die Frischzellenkur lieferte das Paar Buckingham/Nicks. Buckingham verkörperte mit dunklem Lockenkopf und Bart den zeitgemäßen Rockn’Roller, der eine ganz spezielle, dem Bluegrass entstammende Gitarren-Zupftechnik entwickelt hatte, während die Blonde Elfe Nicks mit ihrem glockenhellen Sopran sich bestens mit Christine McVies dunklem Timbre ergänzte. Der Legende nach soll Warner-Brothers-Chef Mo Ostin in Ohnmacht gefallen sein, als sich das Album in den USA auf Platz eins katapultierte. Es hielt sich danach 122 Wochen in den Charts und verkaufte über 1,5 Millionen Exemplare. Doch Ostins und Fleetwood Macs kühnste Träume sollten vom Nachfolger noch übertroffen werden.

Der plakative Titel RUMOURS des im Februar 1977 veröffentlichten Longplayers konnte als Überschrift über das Leben der Musiker gesehen werden – mit den intensiven Querelen, versteckten Streitereien, spontanen Nervenzusammenbrüchen und dem immensen Konsum von allem, was irgendwie betäubte und aufheiterte, rumours brach sämtliche Rekorde, verkaufte sich im ersten Jahr annähernd 15 Millionen Mal (bis heute weltweit über 30 Millionen], stürmte in Amerika und Großbritannien die Pole Position der Charts, hielt sich dort 130 respektive 400 Wochen und lieferte satte vier Hitsingles: „Go Your Own Way“, „Dreams“, „Don’t Stop“ und „You Make Loving Fun „. Auf CD 2 der Neu-Edition liegt das komplette Album mit handgeknüpften American-Folk-Perlen wie „Second Hand News“, „Silver Springs“. „Gold Dust Woman“ und „Never Going Back“ in runtergestrippter Form vor. Nach einem bahnbrechenden Erfolg wie dem von rumours stellte sich automatisch die Frage: quo vadis Fleetwood Mac? Viele der Aufnahmen des ambitionierten, experimemellen Doppelalbums tusk entstanden in Buckinghams Heimstudio seiner frisch bezogenen Junggesellenvilla. Der abermals perfekte, aber alles andere als stromlinienförmige Songzyklus war an Professionalität und Raffinesse kaum zu überbieten. Mit dem Abstand von mehr als zwei Jahrzehnten ist der häufig gehörte Kritikervorwurf, das Luxuswerk sei selbstverliebt und zu schwelgerisch, jedoch nicht mehraufrechtzuerhalten, tusk nimmt im CEuvre von Fleetwood Mac einen Stellenwert ein wie das „White Album “ in dem der Beatles,