Frank Zappa: Brüder im Geiste


Frank Zappa wird vom tschechischen Präsidenten Vaclav Havel zum Kulturattache ernannt: ein Symbol für die Offenheit der jungen Republik.

Dass Rockmusiker politische Menschen sein können, ist nicht neu. Dass Politiker mit Musikern gemeinsame Sache machen, ist jedoch vornehmlich auf publikumswirksame Wahlkampf-Aktionen beschränkt. In Amt und Würden hat das noch keinen Mucker gebracht – sie dürfen vielleicht Parteiveranstaltungen mit ihrer Anwesenheit adeln, doch so richtig ernst nimmt sie der Berufspolitiker offenbar nicht. Und das, obwohl – oder gerade weil mittlerweile eine Politikergeneration das Sagen hat, die mit Rockmusik aufgewachsen ist. Eine Ausnahme bestätigt die Regel, sie kommt allerdings nur zustande, weil der beteiligte Politiker zugleich ein Künstler ist. Die Rede ist von Tschechiens Präsident Vaclav Havel, einem freigeistigen Schriftsteller und Dramatiker, der vor dem Fall des eisernen Vorhangs von der staatlichen Zensur als Intellektueller drangsaliert wird. Die Folge: Berufsverbot, Havel muss zeitweise in einer Brauerei arbeiten, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Nach der Revolution im Dezember 1989 zum Präsidenten gewählt, empfängt er Anfang 1990 Frank Zappa (1940 – 1993), einen Bruder im Geiste, dessen Werke mitunter im ach so demokratischen Amerika auf der schwarzen Liste stehen. Das Treffen beschränkt sich allerdings nicht auf den obligatorischen Meinungsaustausch und einen gemeinsamen Fototermin, denn Havel ernennt den ebenso exzentrischen wie intelligenten Musiker zum Kulturattache der jungen tschechischen Republik: zwar nur ein Ehrentitel ohne politische Macht, aber das perfekte Symbol für die Öffnung des Landes gen Westen, für künstlerische und politische Freiheit sowie den Mut zur Veränderung. Ein amerikanischer Avantgardist und Freidenker als Kulturattache eines ehemals kommunistischen Landes – das kann man wohl „Fortschritt“ nennen.