Festivalbericht

Fuzz Club Festival in Eindhoven: Psych-Event mit Familien-Vibe

Wer hier auftritt, hält sich das Wochenende frei – denn danach & davor ist man nur zu gerne mit den anderen Festivalbesucher:innen am Mitfeiern der Shows.


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Fuzz Club ist nicht nur ein Label, es ist eine Institution, was will man anderes sagen. Für Freund:innen von krautigen, shoegazigen, noisigen, experimentiell-dröhnenden Sounds hält man sich das Wochenende im Mai frei, wenn wieder einmal das Fuzz Club zum Festival im Effenaar in Eindhoven einlädt. Während der Pandemie musste pausiert werden, klar, nur war es für Fans kurz unsicher, ob es danach so weitergehen könnte wie bisher – schließlich setzen die Veranstaltenden nicht auf fette Namen, sondern auf Genre-Zucker, den man sich teils erst erbuddeln muss. Aber auch nach der 2025er Edition kann man sagen: Der Event ist eine fest etablierte Sache, die nicht XL-groß werden muss, um international Gewicht zu haben. Und diesjährige Gigs von Maquina., Floral Image, Los Bitchos und Goat unterstreichen den Gesamteindruck des Festivals: Wer hier auftritt, genießt den Moment so richtig.

Mit Superlativ-Gefahr

Auf den zwei Bühnen des Effenaars gibt es keine runtergespulten Durchschnittskonzerte zu sehen, sondern ein Brennen für ebendiesen Augenblick. Die Liebe für die live erlebte Musik ist auf der Stage in jedem Winkel zu finden, wie eben auch davor. Und auch wenn das wie Superlativ-Gelaber klingen sollte, beschreibt es einfach am besten, warum es sich lohnt, diese Veranstaltung mit Herz in den Niederlanden einen Besuch abzustatten.

Das Schöne auch: Beim Fuzz Club Festival werden Komplettist:innen ihre wahre Freude haben, schließlich gibt es hier keine Line-up-Überschneidungen. So konnte man beispielsweise in diesem Jahr ein für den Psych-Event typisch-solide Live-Performance von Black Doldrums im kleineren Saal gefühlt werden (man will fast meinen, sie würden für ihre Genre-Buddys von The Underground Youth einspringen), um danach genug gloomy eingestimmt die Treppe nach oben in den großen Saal zu Sonic Booms Solo-Show mit Visuals à la Disney auf Pilzen zu stapfen. Wer nach für Pete Kembers Verhältnisse überdimensional nahbare Konzerterfahrung nicht mit weichen Knien zu tun hatte, konnte sich im Anschluss direkt ans Herunterjoggen machen, um sich wiederum Errorr zu geben – die Berliner Noise-Pop-Band, die so tight abliefert und trotzdem verdeutlicht, dass sie mit ihrer Soundexpansion noch lange nicht beim dritten Akt angekommen sind.

Eine Säge der guten Art

Was aber ebenfalls in dem Zeitraum vom 9. und 10. Mai ausgedehnt wird, sind die klanglichen Hirnsägen – wer sich fragt, wer so was wirklich kann, sollte speziell Smote und Kombynat Robotron mit Hörzeit beschenken. Sie zersägen tatsächlich jeden Gedankengang, der nicht ihrer Musik gewidmet ist. Es ist quasi ein Meditationsfest mit Headbangsehnsucht. Eigentlich wären hier auch Maquina. aus Portugal zu nennen, die als Trio so viel Noise wie eine ganze Fanmeile zur Prime Time machen können und dabei trotzdem einen genial-tanzbaren Rhythmus vorgeben, der es leicht macht, Shirt und Lederjacke zusammen durchzuschwitzen. Beim Fuzz Club zeigten sie nur diesmal, dass sie auch griffig und so melodisch sein können, dass es schwer macht, sie sich nicht als Headliner jeglicher Festivals der Welt vorzustellen. Diese Mischung einfach!

Für die besten Mitmachaktionen waren jedoch Los Bitchos zuständig. Sie schafften es selbst die Allerlässigsten zum Arme in die Luft schwingen zu animieren. Hier wurde mal vom Kopfnicken zum Hüftenschwingen umgeswitcht, vom Biertrinken zum Bierverschütten – einfach weil das alles so viel Gaga-Groove hatte, dass es schlicht nicht anders ging. Doch so richtig treibend nach vorne hatten auch Goat aus Schweden ihren Auftritt geplant. Es war der Moment, in dem es erstmalig etwas zu eng im großen Effenaar-Raum wurde, der Schweiß nicht nur von einem selbst, sondern auch von der Nebenperson im Komplettpaket gefühlt werden konnte.

Das Miteinander mit Ausrufezeichen

Zum Akklimatieren bot es sich jedoch immer mal wieder an, im Außenbereich des Venues sich die Sonne ins Gesicht hineinballern zu lassen und dabei parallel mit Bands wie den sympathischen Upupayama über italienische Hits zu fachsimpeln oder auch mit The Gluts über die Essensauswahl in der Gegend zu reden – denn selbst wenn die Gruppe bei der 2025er Edition des Festivals nicht auf der Stage performte, so blieben sie doch beide Tage nur allzu gerne dabei. Denn wer hier einmal war, kommt immer wieder. It’s a family affair.