Gesprächig: Pink Floyd suchen den Dialog mit Fans.


Diaprojektoren werfen psychedelisch blubbernde Bilder an die Wand, der Gitarrist hat sein Echogerät bis zum Anschlag aufgerissen, das Publikum sitzt entspannt auf dem Boden vor der Bühne und lauscht ehrfürchtig den wabernden Underground-Klängen. Marihuanawolken schweben durch das Londoner „Institute Of Contemporary Arts“, doch Pink Floyds Auftritt am 16. Januar 1967 ist inhaltlich wie formal kaum eine Überraschung: Dass eine junge Band irgendwann eine Show in der Kunstuniversität ihrer Stadt absolviert, ist schließlich nicht weiter ungewöhnlich. Überraschender klingt da schon, was unmittelbar nach dem Konzert geschieht: Nein,T-Shirts werden nicht verkauft, stattdessen diskutiert die Band mit dem Publikum über ihre gerade beendete Performance. Nach heutigen Maßstäben kaum nachvollziehbar, aber absolut bezeichnend für den Zeitgeist anno 1967. Zum progressiven Ansatz Pink Floyds gehört eben auch, die Distanz zwischen Künstler und Publikum möglichst weit aufzuheben, also stellt man sich dem kritischen Dialog – immerhin ist das persönliche Gespräch bekanntlich durch nichts zu ersetzen. Für Pink Floyd ist der Uni-Gig aber ohnehin ein halbes Heimspiel: Sänger, Songwriter und Gitarrist Syd Barrett studierte kürzlich noch Kunst an der „Camberwell Art School“, Schlagzeuger Nick Mason, Keyboarder Rick Wright und Bassist Roger Waters lernten sich im Polytechnikum in der Londoner Regent Street kennen -angehende Akademiker unter sich. So volksnah wie im „Institute Of Contemporary Arts“ werden Pink Floyd kaum wieder sein, aber vom Superstar-Status ihrer späteren Jahre sind sie ja auch noch ein gutes Stück weit entfernt. Ihre Debütsingle namens „Arnold Layne“ erreicht im April 1967 gerade mal Platz 20 der britischen Charts. Syd Barrett,ig67 der unbestrittene Kopf der Band, erweist sich Ende des Jahres aufgrund massiver persönlicher Probleme als Karriere-Hemmschuh und wird Anfang 1968 von David Gilmour ersetzt. Pink Floyd gelten um 1970 zwar als erfolgreicher Act, der weltweite Durchbruch zur Stadien füllenden Supergroup wird jedoch erst 1973 mit „Dark Side Of The Moon“ passieren. Superstars oder nicht: Dass Musiker nach der Show gezielt mit dem Publikum plaudern, ist bis heute ein eher rares Phänomen, aber die aufblühende Diskussions(un)kultur der Hippies, Spontis und angehenden 68er macht’s eben möglich. Schön, dass wir darüber geredet haben.