Giggs


Der kommende Superstar des UK-Rap? Giggs verbindet viele Hip-Hop-Spielarten mit erstaunlicher Souveränität.

Den Feind hat Giggs bereits ausgemacht – und es ist einer, der die Biografie des Rappers in den vergangenen Jahren zuverlässig begleitet hat. Die „Operation Trident“ ist eine Einheit der Londoner Polizei, die sich vor allem mit der Bekämpfung von Gewalt- und Drogenverbrechen in den sozialen Brennpunkten der Hauptstadt beschäftigt. Als Giggs anfing, die Sache mit der Musik ernst zu nehmen, wurden die Beamten unruhig. Sie beobachteten den Mann aus dem trostlosen Londoner Stadtteil Peckham, den sie von diversen Vorstrafen her kannten – eine davon führte zu einer zweijährigen Haft -, genau. Mehr noch, die Vorstellung, dass da eines ihrer Schäfchen aus dem Elend der High-Crime-Stadtsilos direkt in das Showbusiness wechselt, gefiel ihnen gar nicht. Sie riefen – so sagt zumindest Giggs – bei Labels an, die ihn unter Vertrag nehmen wollten, stürmten seine Auftritte, durchsuchten regelmäßig die Räumlichkeiten seines kleinen Streetwear-Ladens.

Der Legendenbildung wird’s nicht abträglich sein. Dennoch ist Giggs mehr als die Summe aus Biografie und Herkunft. Auch wenn das nun erschienene Let Em Ave It seinen Ursprung im harten Grime, seine fünf Jahre Straßen-Rap und Crew-Arbeit sowie seine Mixtapes kaum verschweigt und inhaltlich gut abpoltert: Giggs kann mehr, orientiert sich bei Hooklines an Vorbildern aus Übersee, was den Stücken dicken Pop-Appeal gibt: Auf den Vorab-Singles gastierte neben Mike Skinner auch Südstaatenrap-Wunderkind B.O.B. Die Anlagen für eine Karriere im Mainstream sind in Songs wie „The Way It Is“ ebenso vorhanden wie die für eine Wertschätzung in den USA, wo das Vorstrafenregister des Briten für weniger Furore sorgen dürfte als zu Hause. „In Amerika wundern sie sich, dass es überhaupt schwarze Briten gibt“, sagt Giggs.

„Das nächste Ziel ist der Durchbruch in den Staaten“, kündigt er an. Auf die Frage nach Wunschpartnern für zukünftige Kollaborationen nennt Giggs Künstler wie Mary J. Blige, Young Jeezy und Justin Timberlake. Bescheiden geht anders – aber hört man etwa „Life“, einen hymnischen, aber inhaltlich beklemmenden Hybriden aus Soul, Westcoast- und UK-Hip-Hop, bleibt festzustellen: Könnte klappen.

Albumkritik S. 97

www.myspace.com/trapstargiggs

2005 Nach einem Gefängnisaufenthalt beschließt Giggs, sein Hobby Rap professionell zu betreiben.

2008 Giggs‘ Debüt Walk In da Park erscheint.

2009 Giggs unterschreibt bei XL Recordings.

2010 Mit Let Em Ave It gelingt dem Rapper der Durchbruch in die britischen Top 40.