Goldene Zeiten


Hysterische Fans und eine nicht aufzuhaltende Hype-Maschinerie: Animal Collective werden beidem gerecht.

Im Dezember war es so weit: Die ersten Fans wurden zu Listening Parties für merhiwe ather post pavilion, das neue Album der aus Brooklyn stammenden Indieband Animal Collective, geladen. Stunden später tauchten mit Handys mitgeschnittene Songfetzen im Internet auf, die wahre Begeisterungsstürme auslösten. Bereits nach dem letztjährigen Album strawberry jam hatte sich eine regelrechte Hysterie um die Band aufgebaut, weshalb es nicht verwundert, dass ihr Konzert im Berliner Electroclub „Berghain“ restlos ausverkauft ist. Der Hype scheint die Gruppe ziemlich kalt zu lassen: David „Avey Tare“ Portner und Brian „Geologist“ Weitz sitzen entspannt im Backstagebereich, fragen, wie man denn das neue Album finde, und strahlen angesichts des Lobes über beide Ohren, merriweather post pavilion, das neunte Album in der acht Jahre währenden Bandgeschichte, ist das bislang ausgefeilteste des Kollektivs. „Viele der Songs auf dem Album haben uns sehr lange begleitet.

,In The Flowers‘ und ,Brothersport‘ spielen wir seit über einem Jahr live, und so konnten wir uns bei den Aufnahmen auf die Aspekte konzentrieren, die uns interessierten.“ Ursprünglich sollte das Album komplett live eingespielt werden, um die Energie der Auftritte einzufangen, doch Produzent Ben Allen fand einen anderen Weg: „Wir haben einige Spuren aufgenommen, sie dann in einem angrenzenden Raum abgespielt und die nächsten Spuren eingesungen, und so die Sorigs Stück für Stück fertig gestellt.“

Momentan tritt die Band als Trio auf, wobei Noah „Panda Bear“ Lennox, der im Jogginganzug durch den Club schlurft, auf dem neuen Album wesentlich präsenter in Erscheinung tritt als auf dem Vorgänger. „Noah wohnt momentan in Lissabon, und wir haben uns die neuen Songs als Demos hin- und hergeschickt. MPP als Gesamtwerk ist dann durch unsere Auftritte entstanden.“ Josh „Deakin“ Gibb, der Gitarrist der Band, hat sich nach strawberry jam eine Auszeit gegönnt. ,Joshs Abwesenheit schlägt sich vor allem in unseren Shows nieder. Wir wandeln unsere Lieder auf der Bühne zwar ohnehin ab, aber einen Songwie ,For Reverend Green‘ könnten wir niemals ohne ihn spielen. Bei unserer nächsten Veröffentlichung ist er wieder mit dabei.“ Für sein nächstes Projekt hat sich das Quartett etwas Großes vorgenommen: „Es wird eine Art Film sein, sehr düster und experimentell. Außerdem werden wir dieses Jahr ein Vinyl-Boxset mit Live- Aufnahmen veröffentlichen.“

www.myanimalhome.net

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