Goldfrapp – Köln, Gloria


Mit einem gelangweilten Kurzauftritt verprellt die Band ihr Publikum.

Das Gloria ist eine der schickeren Locations in Köln. Qualität des Programms, Ambiente und Eintrittspreise sind um jenes gewisse Etwas gehobener, das Almosenempfänger abschreckt. Wer abends ein Konzert im Gloria besucht, der trägt eher Hemd als T-Shirt, der hat einen Job. gute Manieren und weiß um sein Recht auf angemessenes Amüsement fürs Geld. In dieses Anforderungsprofil paßt eine Band wie Goldfrapp wie Nippel zu Lasche. Goldfrapp haben den guten Stil wieder chartsfähig gemacht. 2001 mit Felt Mountain die Lücke von Portishead und den nur noch allzu sporadisch tätigen Massiv Attack geschlossen und überhaupt diese Karamell-süße Frontfrau Alison am Start, die jede Sünde rechtfertigen würde. Jede Sünde? Fast. Nach 45 Minuten und einem Extra-Zuckerl sagt Alison zum zweiten Mal ‚Tschüss‘. Das übliche Zugaben-Ritual, denkt die Gemeinde im vollbesetzten Haus, und klatscht brav. Und klatscht. Und johlt sogarein bisschen, man ist ja unter sich. Bis aus den Lautsprechern „Sexy Girl“ von Air erklingt. Da wird aus dem Johlen ein Buhen, aus dem Klatschen ein Pfeifen, die Menge meutert, die Stage-Roadies blicken nervös hinab, und für einen Moment scheint es, als werde der Mob sogleich die Bühne stürmen und das Inventar zerlegen. Kunst kann man nicht wiegen, Musik schon gar nicht. Es gibt keinen Gradmesser für Quantität und Qualität, der sich in Geldbeträge übersetzen ließe. 26 Euro für 26 Musik, das funktioniert nicht. Und trotzdem: Das Publikum im Gloria hatte allen Grund, pampig zu werden. Eine Dreiviertelstunde ist arg wenig. Zumal, wenn die Protagonisten derart blutleer ihr Repertoire abnudeln: drei von der ersten, drei von der zweiten, drei von der neuen. Der Funke springt zu keinem Zeitpunkt wirklich über: Ein wenig intensiver wirken nur die ruhigen, elegischen Stücke des Debüts Felt Moutain, „Deer Stop“ etwa. Selbst bei der ersten Auskopplung „Ooh la la“ vom neuen Album Supernatural erscheint die Band seltsam unbeteiligt. War es Nervosität beim ersten Deutschland-Besuch seit langer Zeit? Mangel an Spielpraxis? Unlust? Alison Goldfrapp, Mastermind Will Gregory und ihre Crew können das so viel besser. Nicht nur auf Platte (eben nachzuhören auf dem neuen Werk supernatural), sondern auch live. Das Publikum im Gtoria wird die schwache Performance schnell vergessen haben. Aber allzu viele Auftritte dieser Art sollten sich Goldfrapp nicht leisten. Sonst spricht sich das noch rum.

www.goldfrapp.de