Großer Gesang gegen Gleichgültigkeit: Bob Geldof And The Happy Clubsters


JENA. Bob Geldof kann nicht singen. Und er ist ein lausiger Gitarrist. Doch kaum hat er den „Great Song Of Indifference“ angestimmt, gibt es kein Halten mehr. Das würdige Jenaer Volkshaus hüpft und springt wie entfesselt.

Die genial-dilletantischen Folksongs seiner letzten beiden Platten machen es ihm leicht. Nichts ist mehr zu spüren vom schwermütmen Nachsinnen über die Schlechtigkeit der Welt. Geldof hat die Pose des Weltenretters ab- und sich das Image eines zwanglos zechenden Partylöwen zugelegt. Irische Fiddleklänge und tolpatschige Bühnenakrobatik bei „Room 19“, „My Hippy Angel“ und „Love Or Something“ — die Happy Clubsters toben durch ein atemberaubendes Repertoire verschärfter Tanzsongs.

Doch Geldof wäre nicht Geldof, käme da nicht noch mehr. Mit „The Heat Of The Night“ verordnet er uns einen gänsehautmachenden Acht-Minuten-Ausflug in psychedelische Rap-Gefilde. In „Too Laie God“ macht er sich über seine Rolle als Pop-Ikone lustig. Und die Oldies „I Don’t Like Mondays“ und „Rat Trap“ beweisen, daß Geldof nicht gewillt ist, einen Strich unter seine Vergangenheit zu ziehen.

Nach 70 Minuten verabschiedet er sich, wenn auch nur. um Minuten später von vorn zu beginnen. Und gibt, nur bewaffnet mit seiner Gitarre, noch einen drauf. „Ein Lied“, sagt er in die tonlose Stille hinein, „das wir in Deutschland nicht spielen wollten.“

„The Roads Of Germany“ heißt es und sei nur deshalb im Programm.

„weil wir hier Dinge gesehen haben, die uns zwingen, es zu singen. Geldof hat die Bilder aus Mölln gesehen und Deutsche, die dazu schwiegen. „Aus Furcht vor den Faschisten“, vermutet Geldof. Und während er die Eingangsakkorde klimpert, streicht er sich das Zottelhaar aus dem Gesicht, schaut sein Publikum offen an und sagt ganz langsam: „You know! Fear is the only weapon, that these fucken have.“