Großes Gefühlskino statt Techno: Ein Berliner Wochenende mit Damien Rice


Am Tag der Veröffentlichung seines dritten Studioalbums MY FAVOURITE FADED FANTASY am 31. Oktober 2014 spielte Damien Rice ein Konzert im Berliner Admiralspalast. Nur 24 Stunden später trat er erneut auf - er spielte ein Akustik-Set vor einem kleinen Publikum in der überfüllten Bar des Michelberger Hotels.

Damien Rice kehrt nach acht Jahren mit seinem dritten Studioalbum MY FAVOURITE FADED FANTASY zurück und spielt am Tag der Veröffentlichung sein einziges Konzert hierzulande. Die Kulisse des Berliner Admiralspalasts bietet Raum für eine pompöse Bühnenshow mit Streichern und ganz viel Herzschmerz-Pathos. Der irische Singer-Songwriter entscheidet sich jedoch offensichtlich gegen jegliches dramatische Gehabe – umgeben von einer minimalistischen Bühnenbeleuchtung tritt er mit seiner Gitarre, der man inzwischen einen „used vintage look“ zusprechen würde, auf die Bühne und legt los mit „The Greatest Bastard“, einem neuen Song, der erst einige Tage zuvor veröffentlicht wurde.

Der Konzertsaal ist bis auf den letzten Platz in den Rängen und auf dem Balkon besetzt. Kein Wunder, denn die Nachfrage ist hoch, die Tickets begrenzt und nach dem Gig in Berlin zieht Damien Rice weiter durch unsere Nachbarländer. Man könnte die Anwesenden somit als Glückspilze bezeichnen, die eine der begehrten Karten ergattert haben. An diesem Freitagabend scheinen sich offensichtlich eine Handvoll Die-Hard-Fans eingefunden zu haben. Die Zustimmung und Begeisterung, die dem sympathischen Sänger nach jedem Song entgegenschlägt, ist euphorisiert und überwältigend. Es stellt sich für ihn als ein kinderleichtes Spiel heraus, das Publikum bei Laune zu halten und auch bei den neuen, teils noch unbekannten Songs wie „The Box“, „Trusty And True“ oder „Colour Me In“ geht ein Aufschrei der Freude durch das Publikum.

Zwischen den Tracks nimmt er sich noch Zeit für kleine Geschichten und Anekdoten und fordert sogar zu Song-Vorschlägen auf. Dies wird munter wahrgenommen und schließlich stimmt er den Juniper-Song „Insane“ an. Eine talentierte Dame aus dem Publikum auf die Bühne zu holen, die ihn einen Song lang begleiten könnte, gelingt ihm trotz großer Bemühungen leider nicht. Daher setzt er unbeirrt die Show fort und spielt „Cold Water“ in gedimmten Licht, das einen nur erahnen lässt, ob Damien Rice sich gerade überhaupt auf der Bühne befindet.  

Was die Fans zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen, ist die Überraschung, die Damien Rice am folgenden Tag parat hält. Am Samstagabend gibt er ein intimes Akustik-Set im Michelberger Hotel, welches letztendlich doch nicht so geheim ist wie zunächst geplant. Während sich um die Ecke die Clubs mit Feierwütigen füllen, dürfen die Damien-Fans sich bereits in der Lobby des Hotels einfinden und die Zeit bis zum Auftritt mit Drinks und Snacks totschlagen. Die Hotelbar platzt aus allen Nähten, es wird gedrängelt, geschwitzt. Damien Rice schiebt sich durch die dichtgedrängte Menschenmasse zum für ihn vorgesehenen Performance-Spot und läutet diesen zweiten Berliner Abend mit „Delicate“ ein.

Es haben sich Fans vor den Fenstern der Bar versammelt, pressen sich an die Scheiben, winken und prosten Damien fröhlich zu. Auch dieses Mal hat der Ire das Publikum in der Hand und schafft es wie bereits den Abend zuvor das Publikum für seinen Track „Volcano“ in Chor-Gruppen zu unterteilen, die inbrünstig mit ihrem Held singen. Es bietet sich einem ein nahezu rührendes Bild, denn Damien Rice scheint ohne Zweifel textsichere, treue und emotionale Fans zu haben. Nachdem sich alle von dem intensiven „Volcano“-Erlebnis erholt haben, spielt Damien Rice unter anderem „9 Crimes“, einer seiner bekanntesten Nummern, die am Abend zuvor im Admiralspalast fehlte. Dafür verzichtet er bei dem kleinen Gig auf „Blower’s Daughter“, da er Lust auf „something random“ hat und stimmt mit „Kiss“ ein Prince-Cover ein, das die gesamte Bar zum Mittanzen animiert.

Den kurzen Michelberger-Gig schließt Damien Rice mit „Trusty And True“ ab – diesmal verlässt er aus freien Stücken die Bühne, im Gegensatz zum Abend zuvor, als ihn die herangebrochene Sperrstunde des Admiralspalast zwang, nach dem Song „I Remember“ die Bühne zu räumen. Standing Ovations gab es dennoch sowohl am Freitag- und Samstagabend.

Setlist am 31.10.2014 im Admiralspalast, Berlin:

The Greatest Bastard

Delicate

Woman Like a Man

Elephant

I Don’t Want To Change You

Amie

My Favourite Faded Fantasy

Volcano

The Blower’s Daughter

Insane (Juniper-Song)

Cold Water

Eskimo

The Box

Trusty And True

Colour Me In

I Remember

Setlist am 1.11.2014 im Michelberger Hotel, Berlin:

Delicate

Volcano

Woman Like a Man

The Greatest Bastard

I Don’t Want To Change You

9 Crimes

My Favourite Faded Fantasy

Elephant

I Remember

Encore:

Kiss (Prince-Cover)

Trusty And True