Hidden Cameras feat. Der Münchner Fußball-Chor München,Freiheizhalle


Wir nennen es Gay-Guhl-Glam: die Achse Toronto - München.

Thomas Lechner wuselt vorbei und lehnt sich kurz konspirativ herüber. „Na, hab ich zu viel versprochen?“ Nein, in der Tat nicht. Auf der Bühne steht eine zehnköpfige Band in Lederhosen resp. Dirndln mit Armschlingen, Kopfverbänden, Heftpflastern und sonstigen notdürftig verarzteten Wunden und spielt einen mitreißenden Popsong, dahinter vollführt ein Chor von 15 weißgesichtigen Guhlen in Kutten eine Minimal-Choreographie, einer der Leichenfresser spielt Trompete. Nicht schlecht für einen Montagabend,an dem man eigentlich nichts vorhatte. Eben in diese Bresche war Lechner, Konzertveranstalter und Booker/Freund der Hidden Cameras, gesprungen mit einer euphorischen Email, die uns, die wir den Termin schnöde verbaselt hatten,einlud,ja: beschwor, heute zum Konzert der Kanadier und dem „Münchner Fußball-Chor“ zu kommen. Das sei „eine der abgedrehtesten Sachen, an denen ich je gearbeitet hab“.

Der „Münchner Fußball-Chor“ hat mit Fußball genau so viel zu tun, als dass er erstmals anlässlich des Cameras-Auftritts bei der Bundesliga-Abschiedsfete von Cameras-Fan Mehmet Scholl (im Publikum) aus diversen hiesigen Bands rekrutiert wurde (siehe ME 10/07), erwünschter Zusatzeffekt: eine Art schwule Infiltration in die Hetero-Welt der Balltreter. Das war so lustig, dass die Idee nahe lag, diese Konstellation auch mal auf Tour zu schicken. Viel Zeit zum Proben war nicht, brauchte es auch nicht. Ein Gutteil der Choreographie und Gesangseinsätze passiert quasi auf Zuruf des konzentrierten Cameras-Kopfes Joel Gibb. den Rest macht der für Chaos offene, krautig dengelnde, seltsam unwiderstehliche Pop dieser Band, die in ihrer bunten Zusammengewürfeltheit allein ja schon genug Schauwert böte. Jetzt haben sie die Guhle im Nacken, und die rebellieren irgendwann, fallen mitten im Song über die Band her und bemächtigen sich der Instrumente. Der Abend droht in stumpfem Lärm zu versinken, aber da erobert flötend und xylophonschlagend die verarztete Band die Bühne zurück. Später gehen die Guhle noch alle crowdsurfen, was die-schnöderweise-nicht eben volle Halle an die Grenzen der Leistungsfähigkeit bringt. Wer so schlau war, sich, wie von Motivator Joel gefordert, ganz nach vorn zu stellen, ist am Ende so geflasht, dass er sich schwer vorstellen kann, in näherer Zukunft wieder Bands zu gucken, die einfach dastehen und spielen. Danke für die Mail.

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