Hirnflimmern


Besonnen: Muckerwitze für die Rückkehr zur Normalität

„Bild laden“. Kollege Koch sagt.dass er jedesmal kurz stutzt, wenn er beim Photoshop-Arbeiten auf diesen Befehl stößt, weil der sich in letzter Zeit so nach „Dem Bösen“ anhört. Da dieses hier hingeschrieben wird, ist es drei Wochen her, dass unsere geschmackvoll eingerichtete Wirklichkeit derb durchgerüttelt worden ist. Drei Wochen Informations-Overload, drei Wochen quer durch alle Lager Bocksprünge in Betroffenheits-Rhethorik, deren exploitativ verseifenopernder Beigeschmack es einem mithin schwer machte, seinen eigenen Reim auf den 11. September zu finden. Drei Wochen mit viel martialischem Gespritze, drei Wochen, in denen wir herzlichen Dank auch von sich für befugt haltender Stelle schon mal vorsichtshalber alle zu Amerikanern erklärt wurden. Aber auch drei Wochen mit sehr wohltuendem Klappehalten a.k.a. Besonnenheit zwischendrin. Und Fred Durst hat „Wish You Were Here“ gesungen. Eigentlich – also, nichts für ungut ein Fall für die Anwälte.aber der Patriotismus ist halt auch auf die Popwelt übergeschwappt. Und duldet keine Widerrede, weshalb wohl auch Leute wie Moby, U2 und Live nicht auf die Barrikaden gehen, wenn ihre Songs, wie man hört, von US-Radiostationen unter Beimischung von markigen George-Bush-Redezitaten zu triefenden „Tribute Versions“ihrer Selbst veredelt werden und als solche heavy rotierend die aufgewühlten Hörer ergreifen. Urgh. Das Ende der Spaßgesellschaft sei angesichts der Ereignisse nah, hat der Hobby-Spaßsachverständige Peter Scholl-Latour früh in der Krise in Aussicht gestellt. Sein Wort in Gottes, Allahs etc. Ohr, aber momentan geht derTrend ja schwer zurück zur“Normalität“- und da würde man sich irgendwie gern mit reinmogeln. Wie war’s also mit einem kleinen Witz-Test? Keine Angst, garantiert Pietäts-unbedenkliches Material. Good, clean fun. Musikbusiness-Witze, um ehrlich zu sein, die jüngst an mich herangetragen wurden und bei deren umgehender Weiterverbreitung ich irritiert feststellen musste. dass beim zweiten keiner die Antwort wissen wollte – was natürlich auch Selbstzweifel über das öffentliche Ansehen unseres Berufsstandes hier aufwarf. Darum würde mich jetzt interessieren: Welchen finden Sie komischer? Ich nämlich Nr. 2. Also: Wie viele Gitarristen braucht man, um eine Glühbirne einzuschrauben? Na? 80. Einen, der schraubt, und 79, die sagen: „Hätt‘ ich auch gekonnt“. Und wie viele Musikjournalisten braucht man, um eine Glühbirne einzuschrauben? 90. Einen, der schraubt, und 89, die auf die Gästeliste wollen. Hey! Oder? So. Ich geh jetzt runter zum Bäcker und kaufe mir einen Solidaritäts-Amerikaner. Und hoffe, dass ich auf dem Weg nicht einem Rasta-Fahnder in die Hände falle. Ha. Haha. Entschuldigung. Auf die Normalität. Viel Glück.