Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum es gar so wenige Rockstars namens Evans gibt? Mir ist da letzthin bei einer, hüstel, Recherche eine hochinteressante Parallele aufgefallen. Wie man weiß, hiefi der erste Sänger von AC/DC. der rausflog, bevor es dann mit Bon Scott in Richtung Weltruhm ging, Dave Evans. Wie man u. Umst. auch weiß, hieß der erste Sänger von Deep Purple, der rausflog, bevor es dann mit lan Gillan in Richtung Weltruhm ging, Rod Evans. Und wie ich bislang nicht wußte, hieß der zweite Gitarrist der Band The Hype, der ausstieg, kurz bevor The Hype sich in U2 umbenannten und sich anschickten, die eine oder andere Platte zu verkaufen. Dick Evans. Das legt den Verdacht nahe, daß der Familie Evans irgendwie der gewisse Kniff fehlt, im Rock nicht komplett abzulösen. Der einzige, der was gerissen hat, ist Evans Dando. Aber der macht ja einiges wett. Ich war mal auf einem Konzert von Deep Purple, da hatten sie gerade den Stretchhasenmann Joe Lynn Turner als Sänger. Es war eine der schlimmeren von den vielen nicht so guten Phasen dieser Band. Gewitzte können jetzt nachrechnen, daß das ca. 1990 gewesen sein muß, was mich in arge Erklärungsnot bringt, weil ich 1990 längst rockmündigen Alters war und offensichtlich gänzlich fehlgeleitet agierte. Ich kann nur einen Teil der Schuld auf ihn schieben, aber mit fehlgeleitet hatte mich der Schwippschwager meines besten Freundes, der sich ein wenig als Lehrmeister gerierte und in die tieferen Wahrheiten der Rockhistorie uns einzuweihen sich mühte. Ich hätte spätestens mißtrauisch werden sollen, als er uns auf der Autofahrt nach München erklärte. Mike Oldfield sei der (technisch?) beste Rockgitarrist der Welt. Zu meiner Ehrenrettung: Ich wurde mißtrauisch. Nur eben nicht genug, um ihm ins Lenkrad zu greifen und den Höllentransport zum Umkehren 2u zwingen.

Ich kann sagen, ich habe ein paar Dinge gesehen in Konzerthallen im Laufe meiner frühen Adoleszenz, die keines Menschen Auge schauen sollte. Ich war der Gesamtrocktrottel. Ich kann auch sagen: Ich bereue nichts. Aber wenn man überlegt, wie viel jugendliche Energie verschwendet ward beim Sich-quetschen-Lassen, stundenlang den Platz in der dritten Reihe haltend, dürstend, für Bands, die das so oft kaum verdienten … Und heute hält man sich bei den Kaiser Chiefs am Mischpult fest und läßt die Kids vorne machen. Nun, der Weg ist das Ziel. Eines meiner ersten Konzerte abseits von durchsättigten Mainstream-Sausen waren tatsächlich die Lemonheads. Danach holten wir Autogramme. „Keep on rocking. Josef“, schrieb Evan Dando auf meine Konzertkarte. Der Gute. Wie wenig er wußte, daß ich keinesfalls so weiterrocken durfte wie bisher. So I changed my wicked ways, mit Evan Dando als Schirmherr. Und alles wurde ein wenig gut.