Hirnflimmern: Lieber 20 Minuten Schlaf als 15 Minuten Ruhm


Man hat ja seine Tricks. Wenn wir Journalisten zum Beispiel eine Kolumne schreiben müssen und es fällt uns nichts ein, dann gehen wir flink in einen Baumarkt und kommen vollgepackt mit Class A kauzigen Anekdoten wieder raus. Möchte man meinen. Glaube nicht dem Hype! Ich war da letztens, und es war langweilig. Als mich nach anderthalb Stunden ein Verkäufer in ein emotionsloses, aber zumindest ansatzweise skurriles Gespräch über Akkuschrauber verwickelte, schien es fast, als habe er sich meiner erbarmt und wollte mir ein bisschen was bieten für mein Geld. Aber wer braucht Baumärkte, wenn er Büronachtschichten hat. Halb elf, Kollege Lindemann ruft rüber und fragt, ob ich mir eines Filmes mit dem Titel „Frankenstein, der Schrecken mit dem Affengesicht“, Japan 1965, bewusst sei. Äh? Ich bin es nicht. Aber man nimmt mich hier sowieso nicht für voll. Momentan soll ich wieder in die Rocker-Ecke gestellt werden, weil Koch jetzt schon zum 48. Mal auf ca. 200 db „Fallin‘ „von Alicia Keys laufen hat und ich immer noch nicht orgasmiere. Stelle ich mich eben in die Rocker-Ecke.

Pop-News checken. Pop-News für die Ärmsten der Armen. Eine Mail: „Der Gig in der Haifischbar in Dorsten fällt aus“, wir sollen uns aber nicht sorgen, es werde an einem Ersatztermin gearbeitet. Uff. Was? Wessen Gig? Egal, Hauptsache Ersatztermin. Die Show muss weitergehen, weiter, weiter. Oder hier: „Der wunderschöne Sampler ‚Kuschelkölsch‘ ist ein Hit-und das nicht nur im Rheinland.“ Jessas. Der wunderschöne Sampler „Kuschelkölsch“ ist auf 29 eingechartet. „Ein Beweis dafür, dass die schönsten Kölsch-Balladen von Bands wie Brings, Black Fööss, L.S.E., Paveier und Co. auf einer CD eine echte Marktlücke sind.“ Und ein Beweis dafür, dass die Deutschen im allgemeinen eine echte Geschmackslücke sind. Andererseits ein Wunder, dass wir aussterben sollen. Wo es hier offenbar Leute gibt, die sogar noch kopulationswillig bleiben, wenn ihnen Jürgen Zeltinger einen vorsingt. De Plaat. Grundgütiger. Und was ist das? Paul McCartney lehnte es ab, sich von einer 33-jährigen TV-Journalistin interviewen zu lassen, weil die ungut für sein „jugendliches Image“ sei. Ist das eine Ente oder knallt der jetzt endgültig durch? Koch winkt ab. Er ist eh misslaunig, weil morgen die Masseurin nicht kommt, die hier im Haus ihren Service anbietet. Wegen zu geringer Nachfrage. Offenbar massieren sich der Masseurin die zu Massierenden nicht angemessen. Aah, es geht nicht mehr. War gerade im Bad. Im Spiegel sah ich ihn: Den Schrecken mit dem Affengesicht! Wir müssen ins Bett. Allesamt. Schnell. Frohes Fest.