History


Für einen kurzen Augenblick stilisierte sich die Detroiter Motor City Five, wie sich das für Drogenkonsum, Sex und Anarchie plädierende Quintett bei der Gründung 1965 nach dem John-Lee-Hooker-Lamento „Motor City Is Burning“ nannte, als aufregendste Band der Welt. Das ungehobelte, bei einem Konzert mitgeschnittene Debüt KICK OUT THE JAMS mit seiner Aufforderung zum bewaffneten Straßenkampf gilt als Punk-Vorreiter und veranlasste eine halbe Dekade später dies- und jenseits des Atlantiks zahlreiche Musiker zu wüsten Drei-Akkorde-Ausbrüchen. Der mehrdeutige Schlachtruf, auf Verlangen der Plattenfirma vom expliziten „Motherfuckers“ durch die wesentlich harmlosere Phrase „Brothers And Sisters“ ersetzt, ertönte erstmals 1968 beim Krawalle und Polizeiaufmärsche provozierenden Parteikonvent der Demokraten in Chicago. Die lieblich-verfransten Hippies witterten um 1969/70 allerdings trotzdem Verrat, weil die von dem 1991 verstorbenen Vokalisten Rob Tyner angeführte Band, zu der noch die beiden Gitarristen Fred „Sonic“ Smith [späterer Ehegatte von Patti Smith, der 1994 verstarb] und Wayne Kramer sowie Michael Davis [bg] und Dennis Thompson [dr zählten, in Lurex- und Satinanzügen ein allzu glamouröses Image pflegten. Noch weniger Vertrauen zeigten FBI und CIA in Mentor und Manager John Sinclair. Sinclair kam wegen des Besitzes zweier Marihuana-Zigaretten neuneinhalb Jahre hinter Gitter. Nachdem MC5 zahlreiche Konzerte gaben, um die Prozesskosten decken zu können, Polit-Wirrkopf Sinclair die Gelder jedoch lieber den White Panthers zukommen ließ, nabelten sich Tyner und Co. von ihm ab. Zwei Alben, die mehr nach klassischem Rock’n’Roll klangen – das hervorragende, vom späteren Springsteen-Manager Jon Landau produzierte BACK IN THE USA und das explosive HIGH TIME – wurden Anfang der Siebziger veröffentlicht, stießen aber auf wenig Resonanz. Die Band strich schließlich hoch verschuldet die Segel und fand erst drei Jahrzehnte später für eine Reunion zusammen.