History


Es heißt, Robert Smith hätte Keyboarder Matthieu Hartley aus der Band geschmissen, weil dieser es live gewagt hatte, den drögen Zwei-Finger-Melodien der Cure-Songs ein paar Häkchen hinzuzufügen. Hartleys künstlerische Meuterei kam nicht von ungefähr: Selbst ein Sequencer hätte da wegen Unterforderung den Dienst quittiert. Doch Hartley hätte wissen müssen: Mit Smith ist nicht gut Kirschen essen (allerdings war mit ihm gut Drogen ausprobieren). Nachdem Smith im Durcheinander von Three Imaginary Boys schnell erfaßt hatte, wie man ein Album nicht aufnimmt, steuerte er mit fester Vision auf die nächste(n) Platte(n) zu. Seine Gefolgsleute zogen mit, oder sie ließen es eben bleiben. Von Michael Dempsey distanzierte er sich, hin zu Simon Gallup, der heute noch bei mancher berauschten Gelegenheit das Genie seines Meisters preist. Auch Laurence Tolhursts herausragende Eigenschaft war vor seinem Schlagzeug-und-Keyboard-Spiel die Nibelungentreue zu seinem Dirigenten. Der Robert Smith von 2005 – zufrieden und ein wenig selbstverliebt – ist nicht der von vor 25 Jahren: Jener setzte seine Ideen um jeden Preis durch; wohl nur so konnten schließlich solche beeindruckend dichten Gesamtwerke gelingen. Die Aufnahmen zu Pornography wurden so allerdings auch zu dem grenzenLos egozentrischen, surrealistischen, drogengeschwängerten Erlebnis, welches sie dem Hörer heute noch perfekt vermitteln können. „Ich wollte die ultimative Fuck-Off-Platte machen“, erzählt Smith. Glückwunsch, Bob! (OGÖ)