Hotlist 2017: Der Londoner Gaika macht „Ghetto Futurism“


Ghetto-Futurismus trifft sozialpolitische Belange im Post-Everything-Zeitalter.

Der Londoner Gaika ist ein Kind seiner Zeit: Das Ergebnis musikalischer Evolution in unserer Post-Everything-Welt ist die aufregende Neu-Collagierung und Kontextualisierung bestehender Stile. Und so nimmt der Produzent alle maßgeblichen vorwärts gerichteten Musiken des aktuellen Jahrzehnts und mischt sie in bisher ungehörter Weise: Grime, Trap, Bassmusik, HipHop, R’n’B verbindet er mit futuristischem Techno, tribalen afrokaribischen Rhythmen und Dancehallartigem Gesang – und mit einer industriellen, düsteren Grundstimmung, die manchmal bedrohliche Züge annimmt.

Seine Musik bezeichnet Gaika selbst als „Ghetto Futurism“

Im vergangenen Sommer war das markante Gesicht des Künstlers auf dem Titel des englischen Magazins „Wire“ zu sehen. Da hatte er gerade einmal zwei digitale Mixtapes veröffentlicht: MACHINE (2015) und SECURITY (2016). Als dann im Herbst bei Warp die (mit sieben Tracks und 32 Minuten Laufzeit sehr großzügig bemessene) EP „Spaghetto“ veröffentlicht wurde, kam die Hype-Maschine so richtig auf Touren.

Seine manchmal sehr experimentelle, manchmal sehr poppige Musik bezeichnet Gaika selbst als „Ghetto Futurism“. Ghetto als Sinnbild für die urbanen Räume, in denen die Menschen auf die eine oder andere Weise von ihren Lebensumständen geknechtet werden. Gaika stellt die Stadt des 21. Jahrhunderts als dystopisches Szenario dar, er beschäftigt sich mit der Lebensrealität farbiger Menschen in der westlichen Welt. Und das mit einem lakonischen Realismus, der im Gegensatz zu vielen „realen“ HipHop-Acts das Leben auf der Straße nicht romantisch verklärt.

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Der Mann mit der unverwechselbaren Stimme und den jamaikanischen und grenadinischen Wurzeln ist im Südlondoner Stadtbezirk Brixton aufgewachsen, hat in Manchester die Kunstschule besucht und sieht sich als Gesamtkunstwerk. „Wenn mich die Leute fragen: ,Bin ich ein Filmemacher, bin ich ein Bildender Künstler, bin ich ein Mensch, der sich für Mode interessiert, bin ich ein Musiker?‘, dann antworte ich: ,Ich bin all das.‘“

Gaikas Debütalbum soll im Frühjahr kommen.