Hotlist 2017: In Sevdaliza soll jeder sehen, was er sehen will


Identitätssplitter, wohin man schaut: Der Future-R’n’B der Niederländerin ist ein verstörendes musikalisches Wunderland.

„I’m everything you want me to be“, heißt es auf Sevdalizas Facebook-Seite. Dabei ist das gar nicht die ganze Wahrheit über die niederländische Sängerin mit iranischen Wurzeln. Es geht, so viel ist klar, in ihren Songs und Videos oft um Themen wie voyeuristische Deutungen und spiegelglatte Identitätsoberflächen: Jeder soll sehen, was er sehen will. In erster Linie ist Sevdaliza wohl aber all das, was sie selbst sein will.

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Unaufhörlich hat die Musikerin, die als 16-Jährige mal Profi-Basketballspielerin war, ihren Future-Pop seit den ersten beiden EPs 2015 („The Suspended Kid“ und „Children of Silk“) mit immer neuen Bildern und Fantasien aufgeladen: Mal war sie Cyborg-Cleopatra und Plastikfolienfrau, mal suizidale Malerin im Lynch-artigen Fiebertraum (im Kurzfilm „The Formula“), mal mythisches Zentauren-Wesen vor lüsternem Reithallen-Publikum (im Video zu „Human“). Oder zuletzt zusammen mit A$ap Ferg ein Comic-Superhelden-Duo samt Bronzerüstung und rotem Umhang: Mit dem US-Rapper veröffentlichte sie im Dezember eine neue Version ihrer bisher erfolgreichsten Single „That Other Girl“ und nannte sie „That Damaged Girl“. Dort singt sie: „Operating from another world“ – und man kann das bei Sevdaliza ruhig wörtlich verstehen.

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Spannend ist sie aber nicht nur als performatives Subjekt: Ihre Musik speist sie aus immer neuen Kreuzungen von R’n’B, gebrochenen Triphop-Beats und Maschinenraum-Instrumentarium. Hypnotisch geraten die Songs mit den zentnerschweren Bässen und weirden Verzerrungen aber vor allem durch Sevdalizas dunklen Flüstergesang. 2017 soll endlich ein Debütalbum erscheinen.