House of Soul Lovers


Schluss mit Arschlochsein: Die ehemalige Discopunk-Sensation the rapture, ab sofort zu dritt, will den Gefühlen auf den Grund gehen.

Fünf Jahre Pause sind eine lange Zeit. Gerade für eine Band wie The Rapture, die als das heißeste Ding seit Erfindung der Temperaturmessung gehandelt wurde und „nachlegen“ musste, um das Fieber zu erhöhen. Aber manchmal geht das eben nicht. Weil eine Band aus Menschen besteht. Und Menschen haben Probleme – oder machen welche. Sänger und Gitarrist Luke Jenner stieg nach der vergangenen Tour aus. Das verbliebene Trio probierte Neues aus, doch bald ging auch der Bassist Matt Safer. Wenigstens kehrte dann Luke Jenner wieder zurück. Was für ein Durcheinander.

„Wir waren alle individuell so sehr damit beschäftigt, Arschlöcher und Idioten zu sein, dass wir keine Zeit mehr fanden, miteinander zu reden. Luke ging, um ein paar private Dinge zu regeln. Danach war er bereit, auf Vito und mich zuzugehen. Bei Matt ging das nicht. Am Ende kam er grußlos und ging grußlos. Und eines Tages verschwand er einfach, ohne ein weiteres Wort“, erzählt Keyboarder und Jetzt-Bassist Gabe Andruzzi, noch immer leicht irritiert. Alte Freundschaften endeten, neue wurden geschlossen. In Paris gab Produzent Philippe Zdar (u.a. Phoenix, Cut Copy) der Band einen Rat mit auf den Weg, der sehr nach Binsenweisheit klingt: „Wir sollen nicht so sehr auf Perfektion achten, sondern unserem Gefühl vertrauen.“ Aber oft sind Produzenten ja genau dafür da. Dadurch fanden The Rapture sogar einen neuen musikalischen Referenzpunkt. „Bei der Arbeit merkten wir: Das wird unser Soul-Album. Intellektuelle Salti zu schlagen ist ja schön und gut, aber wenn ich mir einen Bill Withers anhöre und spüre, wie er zu dieser erdigen Musik tief in sich hineinschaut und sich dabei öffnet, kriege ich eine Gänsehaut“, sagt Andruzzi.

Erscheinen wird In The Grace Of Your Love nach einer Pause wieder bei DFA. Die Normalisierung des Verhältnisses zu James Murphy und Tim Goldsworthy gehörte mit zum großen Reinemachen der Bandmitglieder. „Sie haben immer diese großen Worte benutzt. So was wie:, Wir sind Piraten, und wir machen euch seetauglich.‘ Diesen Worten haben wir nicht voll vertraut. Jetzt wissen wir, dass das Blödsinn war. Wenn man diesen beiden Männern nicht trauen kann, wem dann?“

Albumkritik S. 87