Interview mit Apparat & Nackt: „Nicht die weiße Leinwand hat die Macht, sondern der Künstler“


Das Absolut Blank Atelier öffnet seine Pforten und lädt vom 22. bis 25. März Künstler zu Installation, Musik-Performance, Videokunst und Food Architecture ein. Wir sprachen mit Apparat & Nackt – und verlosen für ihren Auftritt 3 X 2 Tickets.

Absolut Vodka öffnet in München vom 22. bis 25. März das Absolut Blank Atelier. Ausgangspunkt war die Arbeit von vier Expertenteams, die an vier Tagen ihre Werke präsentieren: Installation, Musik-Performance, Videokunst und Food Architecture. Beteiligte Künstler sind Jonas Imbery (GOMMA) & Mirko Borsche, Apparat & Nackt, Bompas & Parr sowie Styleclicker & Ayzit Bostan.

Am Anfang steht die weiße Leinwand: Was tut man, wenn die Kreativität auf sich warten lässt und keine Einfälle kommen? Die vier Expertenteams gingen dem nach – am 23. März präsentieren die Berliner Musiker Apparat & Nackt ihre Arbeit, sprechen über Krisen und führen live vor, was aus Schaffenskrisen entsteht.  Für diesen Tag verlosen wir 3 X 2 Tickets. Einfach mailen und Name, Adresse und Telefonnummer angeben.

Wir führten mit Apparat und Nackt ein Interview:

Musikexpress: Wie ist es zur Zusammenarbeit mit Absolut Vodka gekommen?
Nackt: Nackt: Ehrlich gesagt, ganz klassisch. es gab eine Anfrage bei unserem Management und wir haben uns für das Thema interessiert, also zugesagt. Sascha und ich haben in der kurzen Zeit unserer Zusammenarbeit schon so viel erlebt, beziehungsweise durchgemacht – es ist spannend diese Phase nochmal durchzudenken und in Form eines Vortrags „abzuhaken“, Platz für die Zukunft zu schaffen…

Wie passt es zu eurem künstlerischen Selbstverständnis mit einer Firma zusammen zu arbeiten, die alkoholische Getränke produziert?
Nackt: Früher hätte ich mich gegen solche „corporate gigs“ gewehrt, à la Geld ist Geld und Kunst ist Kunst. Wer professionell Kunst macht weiß, das ist ein gestriges Klischee… Mittlerweile, durch die starke Veränderung der Musikbranche und den Wegfall finanzstarker Plattenfirmen, Copyright-Einnahmen und die quasi-Nichtexistenz staatlicher Musikförderung, sind Marken wie „Absolut“ zu wichtigen Möglichmachern für Kunst und vor allem Musik geworden. Sich einer Zusammenarbeit zu verschliessen würde bedeuten sich dogmatisch der Realität des heutigen Business zu verschliessen – immerhin sind die meisten Festivals,Parties und sogar Alben ohne Sponsoring heute nicht mehr denkbar!

Warum habt ihr euch das Thema „Kreative Krise“ ausgesucht?
Nackt: Da wir keine Wissenschaftler sind, haben wir uns ein Thema ausgesucht, dem wir ständig (bei fast jedem Song, jedem Album, überhaupt jedem kreativen Prozess unserer Karrieren) begegnet sind und daher im Meistern solcher Krisen tatsächlich so etwas wie praktische Experten sind. Gerade die Zusammenarbeit an „The Devil’s Walk“ beruht auf einer solchen Krise Saschas, ohne die ich nicht hinzugerufen worden wäre … ein prägender Initialmoment für unsere Beziehung zueinander war also diese Krise zu überwinden, ein Album erfolgreich abzuschliessen und auf die Bühne zu bringen! Das hat schliesslich auch wunderbar geklappt!

Ihr sprecht über „kreative Krisen“ und „zeigt live, wie aus einer Schaffenskrise ein neues Stück entsteht“ – wird das Stück live vor Ort komponiert?
Nackt: Wir werden versuchen die Hintergründe von Krisen zu beleuchten,á la „Gefahr erkannt ,Gefahr gebannt “ … Es ist wichtig zu verstehen, dass Krisen eine logische Konsequenz jeden kreativen Prozesses und keine individuell verschuldeten Fehler oder Dramen sind. Wenn man relaxed bleibt, findet man schneller einen Umgang,eine passende Idee zur Lösung der Negativität. Wir werden auch live improvisieren, was aber hoffentlich zu keinen Krisen führt, sondern eher die Vorzüge von Teamwork mit unterschiedlichen Backgrounds (also Sascha als „DJ-Musiker“ und ich als „Instrumenten-Musiker“) demonstrieren soll.

Wie wichtig können Schaffenskrisen sein, damit neue Kreativität entsteht? Muss es solche überhaupt geben? Kann es „heilsam“ sein Schaffenskrisen öffentlich zu machen?
Nackt: Alles kann, nichts muss – Wichtig ist nur sich den Situationen zu stellen um Krisen schnell zu überwinden! Wenn man sich deswegen nicht fertig macht, also Krisen relaxed als Teil jeden Prozesses und sich selber akzeptiert, werden die dunklen Momente kürzer und man hat mehr Spass im Leben generell! Für uns war es interessant in Mexiko beim Proben gemeinsam über dieses Thema nachzudenken und hat mich auf jeden Fall weitergebracht. die Öffentlich-Machung dieser Gedanken ist, glaube ich, für uns nicht so bedeutend.

Weißes Papier, weiße Leinwand: Warum verbreiten weiße Flächen so viel Angst?
Nackt: Weiße flächen symbolisieren die unendlichen Möglichkeiten, den Druck, die eigene Un-/Fähigkeit aus nichts alles zu schaffen unter Beweis zu stellen! Eine Situation, die nur der Künstler der ohne Vorgaben arbeiten kann, wirklich kennt. Macht hat allerdings nicht die weiße Leinwand, sondern der kreative Wille des Künstlers! Hat man den ersten Strich/Ton gemacht, ist der Bann schon gebrochen, und es ist Platz für die nächsten kreativen Krisen!

Welche künstlerischen Projekte stehen 2012 für euch noch an, neben der Tour mit dem „Devil’s Walk“-Album?
Nackt: Ich arbeite eigentlich immer an möglichst verschieden Baustellen gleichzeitig. Es beflügelt meine Fantasie nicht in Trotts zu verfallen und unterschiedliche Positionen und Mittel innerhalb der Projekte einzunehmen, beziehungsweise zur Verfügung zu haben! Aktuell produziere ich gerade das zweite Hans-Unstern-Album (fast fertig) im Chez Cherie und freue mich sehr auf einen Kinderkompositions-Workshops in Aachen und eine Filmmusik für einen dänischen Kinofilm im Herbst… Mit Warren Suicide arbeiten wir zusammen mit der Autorin Gerhild Steinbuch an einer „Installationsoper“ für ein Theaterfestival in Österreich 2013 mit dem Arbeitstitel „Suizidrom“… Im Gegensatz zur Musik für ein Theaterstück ist dieses Mal der ganze Abend auch Inhaltlich/Konzeptionell eine Gemeinschaftsarbeit, super spannend! Mit der Stringtheory wird es nächstes Frühjahr eine Paris Stringtheory in Paris geben, ein logistischer Irrsinn, da viele, viele Künstler aus Schweden, Deutschland und Frankreich zu einem Orchester und Album zusammengeschweisst werden wollen! Da ist das Schreiben und Dirigieren leider nur der geringste, aber unfassbar befriedigende Teil der Arbeit! Da stehen bestimmte hunderte kreative Krisen bei mir Schlange, aber das gehört halt dazu!
Sascha (Apparat): Ich konzentriere mich gerade voll aufs Touren und hab genossen mal nicht im Studio zu sein. Das Nächste von mir wird ein Theater-Soundtrack für „Krieg und Frieden“ sein, das Sebastian Hartmann für die Ruhrtriennale inszeniert. Ende des Jahres geht es dann wieder mit Moderat ins Studio.