Irak-Tagebuch, Kapitel 1: Fertig, Los! berichten von ihrem Auftritt in Erbil


Fertig, Los! unterwegs in Kurdistan: In Erbil im Norden Iraks wird die Band einen Auftritt absolvieren. Für Musikexpress schreiben Fertig, Los! ein Tagebuch.

Fertig,los! auf Reisen: Die Band tritt am 29. September im Nord-Irak/ Kurdistan beim „deutsch-kurdischen Kulturfestival“ in Erbil auf, gemeinsam mit Bands des Landes.

Für uns schreiben Fertig, Los! ein Tagebuch. Bassistin Julia Viechtl über den Ankunftstag.

We have Wi-Fi

Was erwartet einen im Irak? Ölfelder, Kamele, Vorurteile? Heute beginnt unser Trip am Münchner Flughafen. Die Mission: Fahrt nach Erbil und spielt auf einem kurdisch-deutschen Fest. Mit dabei: Ein allgäuer Alphorn Sextett. Der weißbiergeschwängerte Atem der Alphornsektion fordert auch gleich eine Kollaboration ein. Wir einigen uns auf „Sie ist in mich verliebt“.

Ein langatmiger Spielfilm macht den Flug zu einer Zerreissprobe für die Nerven. Am Ende stirbt Richard Gere in einer Schlammlawine, und wir setzen zur Landung an. Unter uns brennende Ölfelder. Es ist stockfinster. Die Einöde leuchtet in fahlem Orange. Es könnte auch der Mars sein. Die Turbinen wirbeln den Staub vergangener Zivilisationen auf.

Hier. Im Schoß. Der Menschheit. Am Busen. Der. Zivilisation. Ohne scheiß: Erbil ist die älteste Stadt der Welt. Aber der Flughafen sieht aus als wäre er letzte Woche erbaut worden. Ich glaube sie haben ihn noch nicht mal richtig ausgepackt. In der Empfangshalle erwartet uns Siggi, unser Gastgeber. Er ist seit 21 Jahren im Irak. Saddam Hussein hatte ein Kopfgeld von einer Million Dollar auf ihn ausgesetzt, und er hat bereits sieben Anschläge überlebt. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, er quetscht sich zu Weihnachten rot gekleidet durch Schornsteine. Der gute Mann ist mindestens so breit wie hoch.

Es riecht hier ständig, als hätte es gerade geregnet. Dabei ist der letzte Regen Wochen her. Wir heizen durch die schwüle Nacht in unser Hotel. Türkische Architektur at it’s best. Die Geschmacklosigkeit dieses Betonklotzes wird nur noch von dem unsäglichen Foyer übertroffen. Verchromte Geländer wie aus einem Klingonenschlachtschiff paaren sich hier harmonisch mit blinkenden LED-Spots, die das große in den Boden gestampfte Wi-Fi-Symbol erleuchten. Jeder, der einen Mac hat, kennt die Signalstärkeanzeige für das W-Lan. Aber nur wer nach Erbil kommt weiß, wie sie in Marmor aussieht. Ja, dieses Hotel hat freies W-Lan, und es ist stolz darauf!