Jazzkantine: viele Köche und trotzdem kein Brei


Etwas schlaff empfangen mich die vier Delegierten der Jazzkantine im Büro ihrer Plattenfirma. „Du mußt dir nichts dabei denken, wenn wir in den Seilen hängen, aber im Moment scheint sich jeder um uns zu reißen“, sagt Christian Eitner und liegt damit gar nicht so falsch. Als der Produzent vor einem guten Jahr das HipHop-Fusion-Projekt ins Leben rief, hatte keiner erwartet, soviel Resonanz zu ernten: Sowohl Presse als auch Publikum lobten das ehrgeizige Vorhaben als wegweisend. „Ein bißchen Glück war schon dabei“, sagt Eitner nachdenklich, „immerhin hätte das Ganze auch nach hinten losgehen können, und wir wären als Jazzmatazz-Kopie verspottet worden.“ Sich mit der internationalen Konkurrenz zu messen, dafür sehen sich die Kantinenköche noch nicht bereit, sind sie sich doch der Tatsache bewußt, daß deutscher Hip Hop noch nicht völlig aus den Fußstapfen der US-Vorbilder herausgetreten ist. Eine ausverkaufte Tour und die guten Reaktionen der Öffentlichkeit führten jedoch zum zweiten Album ‚Heiß und fettig‘. „Sogar in der Rap-Szene findet sich mittlerweile eine breite Akzeptanz, obwohl es natürlich immer Puristen gibt, die etwas zu meckern haben. Viele sehen aber auch, daß Leute wie Smudo oder Aleksey mitmachen und finden es alleine deshalb korrekt“, berichtet HipHopper Cappuccino. Kurios muß es im Studio zugegangen sein, als es darum ging, 22 Musiker zu koordinieren: „Viele haben die Vorstellung, daß wir mit 22 Mann im Studio waren“, lacht Eitner, „in Wirklich haben wir nur mit der Rhythmusgruppe gearbeitet, und den Rest per Einzelsession oder Bandeinspielung bewältigt. Eine Methode, die Jazzer auf die Palme bringt, aber bei einem solchen Projekt notwendig ist.“ Bleibt offen, ob sich die Jazzkantine zum Dauerbrenner entwickelt, oder nach zwei Kapiteln beendet wird. „Am besten ist es, man behandelt das Thema unverkrampft. Nichts wäre schlimmer, als Druck zu produzieren, der sich nachteilig auf die guten Vibes auswirkt“, meint Eitner. „Abgesehen davon haben alle Beteiligten ihre eigenen Projekte, für die sie Zeit brauchen. Warum beläßt man es nicht bei einem unverbindlichen ‚Schau ‚mer mal‘?“