Kritik

„jerks.“: Darum verspricht die 3. Staffel ein neues Fest des Fremdschämens


Die dritte Staffel von Christian Ulmens und Fahri Yardims Showbiz-Satire „jerks.“ hat begonnen – und das deutlich vielversprechender, als die zweite endete.

Christian Ulmen und Fahri Yardim sind wieder da. Gut, sie waren nie weg. Ulmen drehte ein paar alberne „Tatort“-Filme, Yardim sorgte mit der deutschen Netflix-Produktion „Dogs of Berlin“ für Schlagzeilen (leider keine allzu positiven), beide machten Werbung für einen großen Telekommunikationsanbieter. Jetzt aber spielen sie wieder (eine überhöhte Version von) sich selbst: Seit 19. Juni läuft die dritte Staffel „jerks.“, nach Maxdome und ProSieben diesmal auf dem neuen, ebenfalls zur Pro7Sat1-Gruppe gehörenden werbefinanzierten Streamingdienst Joyn – und die ersten beiden Folgen versprechen ein erneutes Fremdschämfest.

7 Dinge, die wir aus „Jerks.“ gelernt haben

Das Konzept von „jerks.“ ist so einfach wie verwirrend: Ulmen und Yardim spielen sich selbst. Beide heißen in der Serie so, wie sie heißen, beide stellen darin ungefähr die Typen da, als die der Zuschauer sie eh kennt oder zu kennen glaubt. Aber eben nur ungefähr: Ist Yardim wirklich so ein Frauenchecker? Ist Ulmen wirklich so schluffig und verpeilt? Wohnen die wirklich alle in Potsdamer Villen? Ihre Freunde werden es wissen, wohl auch deshalb spielen sie alle mit: In Staffel 1 etwa verlässt Collien Ulmen-Fernandez ihren Christian, ihr neuer Freund ist ein Rapper namens Kay One. Jede der 10 rund 20-minütigen Folgen lebte nicht nur von den Fremdschämfragen, in welches Fettnäppfchen Ulmen als nächstes tritt und was Yardim wieder ausfrisst, sondern vom jeweiligen Gaststar, den die zwei Kumpels vor die Kamera gekriegt haben. Karsten Speck, Sido, Jana Pallaske, Christopher Lauer, Nura, Nora Tschirner, sie alle durften sich über sich selbst lustig machen, während es um Themen wie Masturbationskurse, Hodenkrebs, den Pitch einer Serie namens „Reichscrystalnacht“ oder Sex mit Schwerbehinderten ging.

Diese Gästelistengegeifer wurde in der zweiten Staffel zum Problem: Als Zuschauer wurde man das Gefühl nicht los, dass sich nach dem Erfolg der ersten Staffel sehr viele Prominente beim Serienerfinder und -macher Ulmen um einen Cameoauftritt beworben haben und er nicht oft genug „Nein“ sagen konnte. Die Folgen mit Arne Friedrich und Andreas Bourani etwa gingen noch klar, die mit Palina Rojinski und ihrer Schwester als Sexismus-Kritik durch, aber als Veronica Ferres auftrat und nichts weiter als den Eindruck vermittelte, sie habe so wenig Humor wie man bisher eh dachte, erlebte „jerks.“ einen kleinen Tiefpunkt. Staffel 2 endete mit der Enthüllung, dass Yardim einen vierjährigen Sohn mit Jasmin „Blümchen“ Wagner habe und damit, dass Ulmen festgenommen wird.

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Von Blümchen vergewaltigt

Staffel 3 schließt – neu erstarkt, wie man nach zwei bisher ausgestrahlten Folgen sagen kann – drei Monate später an diese Handlung an: Die Festnahme Ulmens war bloß ein Prank von dessen Freund Klaas (Heufer-Umlauf), den Ulmen, der ja sonst selbst so gerne austeilt, gar nicht lustig fand. Ulmen hat zudem eine Affäre mit seiner aus Staffel 1 bekannten Ex-Freundin Emily (Cox) und will (eigentlich nicht so recht) mit seiner neuen Freundin Jasna (Fritzi Bauer) Schluss machen, der dummerweise zur gleichen Zeit eine Brustkrebs-Diagnose ins Haus flattert, die Ulmen aus Versehen abfängt und deshalb bald alle von Jasnas Krankheit wissen – nur die Betroffene nicht. Blümchen steht plötzlich mit Kind vor Yardims Tür, der rechtfertigt seine Vaterschaft gegenüber seiner Freundin Pheline (Roggan) damit, er sei von Blümchen vergewaltigt worden. Und dann ist da noch Volker Bruch (Emmy: „Du bist doch der aus ‚Babylon Berlin‘, oder?“), den Yardim eines nachts bei Ulmen unterbringt, nachdem der Schauspieler einer jungen Frau aus Thailand zu aufdringlich wurde und er sie, aus Angst vor einem Vergewaltigungsvorwurf, kurzerhand in seinen Keller sperrte.

Der vergleichsweise heiterste Fremdschämmoment zu Beginn der neuen Staffel ist aber der, als Ulmens Oldtimer nicht anspringen will und ein junger Mann, der kaum deutsch spricht – vielleicht ein Syrer, der Zuschauer weiß es genau so wenig wie Ulmen selbst – ihm Hilfe anbietet. Ulmen ist sichtlich skeptisch, lässt den Mann dann aber ans Steuer, während er selbst anschiebt, und fühlt seine Vorurteile und die Angst, der Fremde wolle bloß sein Auto klauen, prompt bestätigt, als sein angesprungener Wagen um die Ecke verschwindet. Vor Wut tritt Ulmen das Fahrrad des Mannes kaputt – der, natürlich, 30 Sekunden später mit Ulmens Auto um den Block gefahren kommt, weil er nicht drehen konnte. Statt ihm nun die Reparatur zu bezahlen, haut Ulmen ab. Und schämt sich immerhin selbst dafür.

In den acht weiteren neuen Folgen soll es unter anderem Gastauftritte von Marcel Reif und Volker Lechtenbrink geben – und eine Reminiszenz an Alexander von Eich, Ulmens legendäre Ekelkultfigur aus „Mein neuer Freund“. Hell yes!

„jerks.“, Staffel 3, Folgen 1 und 2 auf Joyn.de im Stream verfügbar, jeden Dienstag folgen zwei weitere neue Folgen. Auch die erste und zweite „jerks.“-Staffel stehen als Teil der Mediathek zur Verfügung.