Jim Morrison: Ruhe in Frieden?


Kaum ein Mythos wird im Netz so lebendig diskutiert wie der von Jim Morrison. Die besten Theorien haben die Esoteriker.

Es geht nicht darum, ob er noch lebt oder nicht. Zwar hat Ex-Bandkollege Ray Manzarek im Juli 2008 behauptet, Jim Morrison habe ihm kurz vor seinem Tod eine Broschüre über die Seychellen gezeigt, so langsam aber verabschieden sich auch die Verschwörungstheoretiker von der Hoffnung, dem Lizard King eines Tages beim Schnorcheln zu begegnen.

Schließlich hat Jim Morrison selbst zugegeben, tot zu sein: „Ich war ziemlich kaputt, als ich gestorben bin“, sagte er am 18. Juni 1992. „Das ist dumm gelaufen, weil ich nicht gemerkt habe, wie kaputt ich schon war – man verliert irgendwann das Urteilsvermögen. Man hat das Gefühl, fit zu sein, und deshalb hab ich

weiter Drogen genommen.“ Das „Interview“,bei dem sich Morrison so einsichtig zeigte, führte ein „Medium“ bei einer Seance in einem „Lichtzentrum“ in Pennsylvania – man hatte den Star einfach „herbeigerufen“. Die Abschrift findet sich unter www.ascordia.com/jimmor.html . Sie enthält noch zahlreiche weitere unterhaltsame Passagen, u.a. Jim Morrisons Meinungüber die damals aktuelle Musikszene in den frühen 90er-Jahren: „Der Konservatismus, der sich überall in der Gesellschaft verbreitet, hat auch die Musikszene erreicht. Da passiert nicht viel ich beobachte das einfach und warte auf eine Zeit, in der Musik wieder eine Renaissance erleben wird.“

Und während Jim davon träumt, irgendwann wieder richtig gute Musik hören zu können, zerpflücken die anderen weiter sein Leben. Da der Sänger der Doors immer wieder auf die mythischen und rituellen Aspekte der Rockmusik hingewiesen hat und zudem der Ansicht war, als Kind von der Seele eines sterbenden Schamanen besessen worden zu sein, eignet er sich wie kaum ein anderer als Projektionsfläche für Fanatiker. Christen klopfen sein Werk auf Hinweise nach schwarzer Magie ab (www.goodfight.org/a_qa_morrison_j im_i.html: „Die Wahrheit ist, dass wir durch Gottes Wort […] und Jim Morrisons eigene Aussagen erkennen, dass seine Inspiration dämonischer Natur war! Seine Erfahrungen, Tagebücher, Texte und Interviews beweisen, dass er kein Werkzeug des Heiligen Geistes war!“ etc.), während Esoteriker mit großer Hingabe unter www.waiting-forthe-sun.net seine „spirituelle Natur“ untersuchen. In dem Artikel „Evolution Of The Electric Shaman“ heißt es:

„In der rituellen Vereinigung versetzt der Schamane den Stamm in Trance, […] wodurch die Erfahrung von Katharsis und Gruppenheilung möglich wird. […] Jim sah die Doors-Konzerte als sein Ritual mit seinem Stamm, bei dem er eine ähnliche Wirkung von Massentrance und -heilung anstrebte.“ Und, möchte man hinzufügen, bei dem er auch gerne mal sein Gemächt auspackte. Weniger esoterisch (aber nicht weniger interessant) ist übrigens die Abschrift eines Briefes, den Morrisons Vater nach dem Penis-Vorfall von Miami an einen Vertreter der Justiz geschrieben hat. Er verteidigt seinen Sohn, erzählt aber auch, warum dieser den Kontakt zu ihm abgebrochen hat (www.idafan.com/FloridaProbation-Parole Letters.htm): „Ich bekam in London einen Anruf von einem alten Freund aus Kalifornien“, schreibt Admiral George Morrison. „Jim hatte ihn um ein Darlehen gebeten, mit dem er seine erste Platte aufnehmen wollte. Der Freund rief mich an,weil er Jims Auftreten und vorallem seine langen Haare besorgniserregend fand. Ich schrieb Jim einen Brief, in dem ich sein Verhalten scharf kritisierte und ihm den dringenden Ratschlagerteilte, das Singen und jegliche Verbindungen zu Musikgruppen aufzugeben, weil ich ihn für ganz undgar talentlos in diesem Bereich hielt.“ Da irrte er, der Admiral. Wie viel Talent Morrison allerdings als Regisseur hatte, darüber diskutiert man bis heute. Die Qualität seines Films „HWY“, den er 1969 als Filmstudent drehte, ist jedenfalls umstritten: www.subcin.com/jimhwy.htm