Jolly Goods


Der Rock'n'Roll wohnt in Rimbach.

Wer sich The White Stripes elephant bis ganz zum Schluss anhört, wird zum einen auf das „jollygood“ stoßen, das Inspiration für den Bandnamen war (Holly Colightly ist also an allem schuld), und zum anderen auch eine grobe Ahnung davon erhalten, in welche Richtung die Musik der beiden Schwestern geht. Wie Meg und Jack White haben Tanja Pippi (19) und ihre jüngere Schwester Angy eine Vorliebe für krachigen, trashigen Garagenrock-siehe auch: Detroit Cobras und The 5.6.7.8’s-mit gelegentlichen Ausflügen zu Punk, Country und Motor-City-Soul.“Angy war zwölf, als das alles losging“, sagt Tanja backstage nach ihrem Auftritt im Vorprogramm von The Wedding Present im Atomic Café in München. Angy zerlegt mit schnellen Handgriffen das Schlagzeug. „Wir müssen morgen zurück sein, wegen der Schule“, erklärt sie. „Zurück“ ist Rimbach im Odenwald, das 8000-Seelen Städtchen, in dem die beiden aufgewachsen sind. Da es gleich gesinnte Musikerdort nicht gab, haben sie ihren ersten Auftritt dort zu zweit gespielt: „Hinter dem Rathaus bei einem Sparkassen-Open-Air“, wie sich Tanja kopfschüttelnd erinnert. Die Musik bezeichnen die Mädchen, die sich in ihrer Heimat hoffnungslos unterfordert fühlen, als „lebenswichtig“. „Ich kann mir einen normalen Job nicht vorstellen. Ich hab’s probiert, aber in der Welt komm ich irgendwie nicht so gut klar“, sagt Tanja und schaut auf den Boden. Ihr Blick ist nicht verlegen, eher ratlos. Nur wenn sie Musik macht, sagt sie, ergibt ihr Leben Sinn. Da man ihrem Debüt her.barium diese Dringlichkeit anhört, hat Louisville Records den Jolly Goods kürzlich einen Plattenvertrag gegeben. „Die wollten uns nicht mal live sehen“, sagt Tanja und lächelt. Ein gutes Zeichen. Lächeln tut sie nicht oft.

Jolly Goods her.barium (Louisville/Universal)