Jon Astley restaurierte The Who


Jon Astley (46) begann seine Karriere in den 70er Jahren als Assistent des legendären Produzenten Glyn Johns. In den letzten lahren bearbeitete Astley den kompletten Katalog von The Who, vieles von Eric Clapton und sämtliche Abba-Alben für eine Neuausgabe auf CD.

Waren Pete Townshend, Roger Daltrey und John Entwistle an der Aufbereitung der Who-Ptatten beteiligt?

Sie waren nicht persönlich im Studio. Aber ich habe ihnen am Ende meiner Arbeit jeweils ein Tape gegeben.

Gab es da schon mal Protest?

Nicht gerade Protest, aber Pete hat bei einzelnen Nummern schon mal gemeint, daß ich mich noch mal dransetzen solle. Er war sehr hilfreich und kooperativ. Vor allem bei der Arbeit an „Who’s Next“, bei der wir viel darüber geredet haben, welche Songs aus dem „Lifehouse“-Projekt wir als Bonus-Tracks verwenden könnten.

Wo hast du die Bänder der Uve-Auftrltte gefunden, die jetzt als Bonustracks auf den Who-Alben erschienen sind? Pete Townshend besitzt eine alte Kapelle, in der er haufenweise alte Bänder unter dicken Staubschichten lagert. Man muß halt suchen. So fand ich dort das Original-i6-Spurband von „Won’t Get Fooled Again“. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Neuausgabe von „Who’s Next“ aber schon produziert. Deshalb gibt’s auf diesem Album nur die remasterte Version. Der Remix mit dem berühmten, jetzt erstmals unverzerrten Daltrey-Schrei kam auf das „Best Of“-Album.

Stimmt es, daß das Original-Mastertape von »Tommy* i960 verbrannte?

Ja. Direkt nach dem Mastenng hat der damalige Who-Manager Kit Lambert das Band genommen und gesagt: „Das ist es! Perfekt! Ich will, daß dieses Band nach mir niemand mehr berührt.“ Dann hat er es verbrannt. Auch die Bänder von „A Quick One“ gibt’s nicht mehr. Kit hatte sie in seinem kalifornischen Haus, wo sie bei einer Überschwemmung zerstört wurden.

Wie hast du ohne das Masterband den Origi- nal-Mix von „Tommy“ reproduziert?

Wir haben während des Mixens im Studio zum Vergleich immer wieder die Original-Vinylausgabe von 1969 gehört. Das war hilfreich, um zum Beispiel die Instrumente an die richtige Position im Stereo-Panorama zu setzen.

Was ist das für ein Gefühl, an Originalbändem von klassischen Rockalben zu arbeiten?

Es ist verdammt aufregend, als hättest du gerade einen verschollenen Schatz wiedergefunden. Ist man da nicht versucht, den Original-Mix zu »verbessern‘? Natürlich, und ich habe das auch bei einigen Nummern getan – aber nur zum Spaß. Schließlich wollen wir den Fans die Orginalplatte, die sie so lieben, in bestmöglicher technischer Qualität wiedergeben. „Quadrophenia“ etwa. Als Pete das Ergebnis zum erstenmal hörte, war er völlig von den Socken und sagte: „Das ist genau das, was wir damals erreichen wollten. Jetzt bin ich mit dem Album endlich zufrieden, jetzt kann ich es den Leuten live vorstellen.“ Das war tatsächlich einer der Gründe, die dazu führten, daß The Who mit „Quadrophenia“ jetzt auf Tournee sind. Pete hatte wohl vergessen, wie toll die Platte ist.

An welchem Projekt hast du zuletzt gearbeitet?

Gerade habe ich alle neun Abba-Alben remastert. Die bisher erschienenen CDs wurden alle von Cassetten-Masters gezogen. Wir aber haben die Originalbänder gefunden, die auch noch in recht gutem Zustand waren. Nur hier und da mußten wir ein paar Kleinigkeiten ausbessern. Aber der Unterschied zu den bisher erschienenen CDs ist einfach unglaublich.

Welche Rockklassiker würdest du im Studio gern noch einmal remixen?

Einige Eric Clapton-Platten, etwa „Slowhand“. Da ist sicher noch einiges rauszuholen. „Just One Night“ habe ich ja schon remixt. Unverständlicherweise hat die Plattenfirma dann doch die alten Mixes verwendet. Schade drum.