Julia


Regie: Fred Zinnemann Darsteller: Jane Fonda, Vanessa Redgrave, Jason Robards, Maximilian Schell

Regisseur Fred Zinnemann, geboren 1907 in Wien, gehört zu Hollywoods alter, kinoerfahrener Garde. Bekannt machten ihn vor allem sein Edel-Western „12 Uhr mittags“ und sein Edel-Schinken „Vom Winde verweht“. Die Julia (Vanessa Redgrave), die Zinnemanns neuestem Streifen den Titel gibt, ist aber nun beileibe nicht die größte Rolle des ganzen Films, obwohl sie sehr stark und eindrucksvoll ausfällt. Nein, die Hauptfigur ist Julias Freundin Lillian, der Jane Fonda überzeugend Kontur und Charakter verleiht.

Jane Fonda verkörpert eine in den USA lebende und dort am Ende recht berühmte Autorin eines Theaterstücks. Sie lebt in einem Haus am Meer zusammen mit dem Schriftsteller Dash, den Jason Robarts ganz ausgezeichnet spielt. Lillians Lebensgeschichte kreuzt sich immer wieder mit der ihrer engen Freundin Julia. Sie kennt Julia schon seit ihrer Kindheit. Julia stammt aus steinreichem Haus, bricht jedoch aus dem für ihre Familie typischen Leben aus: Sie studiert in Wien und schließt sich dort einer Widerstandsgruppe an, die gegen die Nazis kämpfte. Als überzeugte Sozialistin wird sie später von einem der Terrortrupps des „Führers“ ermordert. Lillian, Dash und Teile der Handlung des Films hat es tatsächlich gegeben. Um diesen wahren Kern spinnt der Film einen abenteuerlichen, aber abgesehen von wenigen Überspitzungen – wirklichkeitsgetreuen Handlungsfaden. Er führt mitten hinein in den heute kaum noch vorstellbaren Straßenterror der ersten Nazi-Zeit, den Zinnemann überaus überzeugend rekonstruiert hat. Er ist da weitaus glaubwürdiger als Ingmar Bergman in seinem scheußlichen „Schlangenei“, einem reinen Horror-Spektakel.

Beklemmender Höhepunkt bei Zinnemann: Auf der Spur der verschwundenen Julia kommt Lillian nach Europa und fährt in einer gespenstischen Eisenbahnreise nach Berlin, in die Höhle der Nazi-Brut, die sich damals gerade anschickte, die Welt mit Krieg zu überziehen und Millionen zu ermorden.

Leider verwirrt Regisseur Zinnemann die Zuschauer ein wenig durch seine etwas hektische Rückblenden – Technik. Doch wiegt das nicht schwer in einem so wichtigen und ansehnlichen Film, der außerdem beweist: Es gibt wieder große Frauenrollen im Kino.