Kate Bush


Daß man einem 16jährigen Madchen einen hochdotierten Plattenvertrag gab, war schon ungewöhnlich. Daß Kate Bush mit ihren hochgradig versponnenen Songs auch noch Erfolg hatte, war vor 15 Jahren aber die eigentliche Sensation. Mit der noch immer notorischen Einzelgängerin, die nach vierjähriger Pause wieder an die Öffentlichkeit tritt, sprach in London Chrissie Hey.

ME/SOUNDS. Du bist dafür berüchtigt, dir für ein neues Album so viel Zeit zu nehmen, wie du es für richtig hältst — gleichgültig ob deine Plattenfirma von einer Ohnmacht in die andere fällt. Wie ist dieser lange Arbeitsprozeß erklärbar? Mußt du dich erst in einer spezifischen Stimmung befinden?

BUSH: Das ist ein Vorgang, den man mit Worten kaum beschreiben kann. Als ich jünger war, ging’s völlig unkompliziert: Ich setzte mich ans Klavier und versuchte einen Song zu schreiben. Das waren glückliche Momente — und deshalb wollte ich bei diesem Album ähnlich vorgehen. Aber je länger du dich mit einem Song beschäftigst, desto mehr entwickelt er eine Eigendynamik. Das überrascht mich immer wieder: Du fängst etwas an — und schaust dann staunend zu, wie der Song ein Eigenleben entwickelt, wie sich kleine Ideen und Veränderungen einschleichen, ohne daß du sie noch bewußt kontrollierst. Und diese Erfahrung wiederum verändert dich selbst. All das ist sicher ein Grund, warum meine Platten so lange brauchen. Aber ich bin dankbar für meine Arbeit, vor allem wenn es in deinem Leben Tiefschläge gibt, die du auf diesem Wege verarbeiten kannst.

ME/SOUNDS: Kleine Fluchten also?

BUSH: Ich weiß nicht, ob man das eine Flucht nennen kann. Ich stürze mich nicht in meine Arbeit, um dem Leben zu entkommen. Meine Arbeit bestimmt mein Leben — und umgekehrt. Sehr persönliche Erfahrungen fließen in die Arbeit ein, während meine Arbeit wiederum eine sehr persönliche Erfahrung ist.

ME/SOUNDS: Wenn du eine traumatische Erfahrung hatt: Kannst du sie dann problemlos verarbeiten und in Musik umsetzen — oder bist du in deiner Arbeit völlig blockiert?

BUSH: Das hängt von der Art der Erfahrung ab. Normalerweise kann ich mich aus einem Stirnmungstief selber herausziehen, ohne daß meine Arbeit dadurch beeinflußt wird. Aber es gab sicher auch Erfahrungen, wo ich einfach nicht mehr arbeiten, vor allem nicht mehr singen konnte. Das ist eine Erfahrung, die wohl vor allem Sänger machen: Es gibt derart schmerzvolle Bereiche, die du einfach nicht mit der Stimme artikulieren kannst. Die Stimme ist nun mal ein verletzliches Gebilde, und wenn ich emotional verletzt bin, kann ich einfach nicht singen — weil Singen und Atmen so eng miteinander verbunden sind.

ME/SOUNDS. Welche Erfahrungen, welche traumatischen Erfahrungen hast du im Lauf der letzten Jahre gemacht — und wie haben sie sich niedergeschlagen?

BUSH: Die schlimmste Erfahrung war sicher der Tod meiner Mutter. Ich konnte monatelang nicht arbeiten, ich konnte mir nicht einmal vorstellen, wie ich wieder zu diesem Arbeitsprozeß zurückfinden würde. Es war einfach zu schmerzvoll, um arbeiten oder gar singen zu können. Letztlich mußt du natürlich doch damit leben und so positiv wie möglich zu verarbeiten suchen.

ME/SOUNDS: Wie stehst du zu deinem Vater? Es heißt, daß er dich in deiner Entwicklung sehr geprägt habe.

BUSH: Er ist ein starker Charakter, ein wundervoller Mensch. Ich habe viel Respekt für ihn.

ME/SOUNDS: Er war früher Boxer?

BUSH: Ja, aber das sind Dinge, über die ich nicht sprechen möchte. Ich mag keine Leute gegen ihren Willen ins Licht der Öffentlichkeit ziehen.

ME/SOUNDS: Ich wollte eigentlich auch nicht in ihr Privatleben eindringen, sondern nur die Bedeutung abfragen, die sie in deinem Leben haben.

BUSH: Die Eindrucke, die ich von meinen Eltern habe, sind sicher sehr archetypische Bilder. Die Eltern sind im Leben eines Kindes so unglaublich überwältigende Symbole, daß sich diese Symbolik unweigerlich auch in andere Lebensbereiche fortsetzt.

ME/SOUNDS: Glaubst du, daß das Hirn eines Mannes genauso funktioniert wie das einer Frau ?

BUSH: Ich weiß nicht, wie es im Hirn aussieht, aber es gibt definitiv eine weibliche und eine männliche Energie. Idealerweise sind beide Formen in einer Person vereint, weil sich die Gegensätze … ¿

ME/SOUNDS: Das ist genau der Eindruck, den ich von dir habe: Daß du manchmal so extrem feminin wirkst, es gleichzeitig aber auch eine Hartnäckigkeit und Durchsetzungsfähigkeit bei dir gibt, die absolut männlich ist.

BUSH: Danke für das Kompliment. Ich kann nicht über mich selbst reden, aber ich glaube, es gibt tatsächlich viele Frauen, die ihre Kreativität von einer männlichen Energie antreiben lassen. Im Laufe der Jahre habe ich selber die Notwendigkeit verspürt, mich in dieser sogenannten Männerwelt durchzuboxen. Gleichzeitig aber hat der Feminismus, so positiv er grundsätzlich sein mag, die Sache der Frauen auch zurückgeworfen. Ich kenne viele Frauen, die die typischen Karrierefrauen verabscheuen, weil sie der Auslöser waren, daß klassische Ausdrucksformen weiblicher Energie heute hausbacke» und dumm wirken. Ich bin davon überzeugt, daß die weibliche Energie ihre eigene Stärke besitzt und sich nicht mit fremden Federn schmücken muß.

ME/SOUNDS: Kannst du mit männlichen Freunden genauso reden wie mit Freundinnen?

BUSH: Ja. Die chemische Reaktion ist wichtiger als die Tatsache, ob jemand männlich oder weiblich ist. Zu einigen Menschen hat man einen spontanen Draht, andere kann man nicht riechen.

ME/SOUNDS: Die traditionellen Attribute eines Mannes sind Ehrgeiz und Rivalität Sind das Attribute, die du dir auch selbst zuschreiben würdest?

BUSH: Ich hasse beide Wörter, weil sie einseitig nur diesen männlichen Wesenszug charakterisieren. Ambition? Ich habe keine Ambition, die Welt zu erobern, aber ich habe schon die kreative Ambition, neue Ideen auszuprobieren und möglichst perfekt umzusetzen.

ME/SOUNDS: Man hat dich einmal als den „schüchternsten Größenwahnsinnigen auf diesem Planeten“ bezeichnet …

BUSH: Da ist schon was Wahres dran. Wahrscheinlich sind die meisten Menschen wandelnde Widersprüche. Ich bin eine stille, scheue Seele — aber wenn es um meine Arbeit geht, kenne ich keine Grenzen. Nicht weil’s mir um Geld oder Macht geht, sondern weil ich besessen bin von diesem kreativen Prozeß.

ME/SOUNDS: Kannst du gut schlafen?

BUSH: Wenn ich arbeite, schlafe ich fast gar nicht., Habe ich an alles gedacht? Hätte ich das anders machen sollen ?‘ Wenn ich schlafen will, laufen unweigerlich all diese Filme ab. Als wir mit den Dreharbeiten zu „Red Shoes“ fein SOminütiges Video, das sechs Songs des neuen Albums umfaßt. — Red.) anfingen, habe ich eine Woche lang praktisch nicht geschlafen.

ME/SOUNDS: „Red Shoes“ ist ja eine Anspielung auf den gleichnamigen Tanzfilm aus dem Jahre 1948. Welches Verhältnis hast du zum Tanzen?

BUSH: Es ist eine sehr- positive, weil ernüchternde Erfahrung, wenn du vor einem Spiegel stehst und aussiehst wie ein Stück …

ME/SOUNDS: Wolltest du „ein Stück Scheiße“ sagen?

BUSH: Letztlich läuft’s darauf hinaus, wenn du morgens um Neun vor dem Spiegel stehst und versuchst, mit deinem Korper zu arbeiten. Ich hatte schließlich drei, vier Jahre lang nicht mehr getanzt. ME/SOUNDS: Was hat sich im Laufe der letzten Jahre sonst noch in deinem Leben geändert?

BUSH: Ich denke, meine Entwicklung unterscheidet sich nicht unbedingt von der anderer Leute. Viele Menschen, vor allem wenn sie in glückliche Umstände hineingeboren wurden, werden vom Leben doch erst richtig gezwickt, wenn sie 30 oder 35 Jahre alt sind …

ME/SOUNDS: Gehörst du zu diesen Glücklichen?

BUSH: Nein, ich habe schon früher Tiefschlage zu verdauen gehabt, die dir neue Maßstäbe geben, die dich „erwachsen“ machen. Aber ich glaube, daß die meisten Menschen erst Mitte 30 mit dem Erwachsenwerden anfangen.

ME/SOUNDS: Wie alt bist du?

BUSH: Mitte 30.

ME/SOUNDS: In einem früheren Interview hast du mal gesagt, du seist zäh wie Leder …

BUSH: Ich habe nie gesagt, ich sei zäh wie Leder. Ich kann mich erinnern, daß das in einem Interview geschrieben wurde, aber ich habe das nie gesagt.

ME/SOUNDS: Tatsächlich?!

BUSH: Ich glaube, daß ich stark bin. Was aber nicht heißt, daß ich zäh wie Leder bin.

ME/SOUNDS: Man hat dir das Zitat einfach untergeschoben?!

BUSH: Überrascht dich das? Wenn ich heute ein Interview gebe — und ich gebe ja nur wenige —, lasse ich einen Cassettenrecorder mitlaufen, um im Zweifelsfall meine Version dokumentieren zu können. Das passiert tatsächlich erschreckend oft, daß Journalisten ihre Worte in deinen Mund legen, daß sie ihr Leben auf deines projizieren. Und es sind oft genug nicht nur Worte, sondern ganze Lebenseinstellungen, die sie dir unterschieben.

ME/SOUNDS: Und wie reagierst du darauf?

BUSH: Indem ich kaum noch Interviews gebe. Und wenn ich dann mit einem Journalisten zusammensitze, passiert es oft, daß sie sagen: ,Du hast in einem früheren Interview gesagt …“ oder , Ich habe gelesen, daß du … ‚. Sie greifen immer auf das zurück, was sie schon schwarz auf weiß vor sich haben. Und sind dann völlig perplex, wenn ich behaupte, daß ich das nie gesagt habe.

Ich kann mir vorstellen, daß Politiker darunter noch viel mehr leiden. Es macht die mächtigsten Leute völlig hilflos, wenn man ihnen Sachen unterschiebt, die sie nie gesagt haben.

ME/SOUNDS: Wie ist es mit den Fotos? Hat man je versucht, dich zu manipulieren, dich in die Ecke des „hübschen, sexy Mädels“ zu stellen?

BUSH: Als ich jung war, war ich halt auch reichlich naiv. Man kapiert erst später, welche Leute dich manipulieren wollen, in welche Ecke sie dich drängen wollen. Wenn man Musik hört, sollte man nicht durch persönliche Informationen über den Musiker abgelenkt werden.

ME/SOUNDS. Wie lange hast du an dem neuen Album gearbeitet?

BUSH: In den letzten vier Jahren habe ich vielleicht zwei konstant gearbeitet, unterbrochen von zwei größeren Pausen.

ME/SOUNDS: Pausen? Machst du dann Urlaub?

BUSH: Ich habe jahrelang keinen Urlaub mehr gehabt.

ME/SOUNDS: Weil du Urlaub haßt?

BUSH: Ich liebe Urlaub. Aber wenn ein Album fertig ist, schreit alles nach einem Video, schreit nach Promotion …Es reißt einfach nicht ab.

ME/SOUNDS: Wenn du etwas anfängst, möchtest du es bis ins letzte Detail unter Kontrolle haben?

BUSH: Wenn ich einmal angefangen habe, gibt’s kein zurück — ja.

ME/SOUNDS: Bist du auch von anderen Dingen so besessen? Gartenarbeit?Lesen? Bist du vielleicht auch ein kleiner Putzteufel?

BUSH: Nicht mehr. Aber ich kann Frauen in gewisser Weise verstehen, die mit sich selbst und ihren Gedanken ins Klare kommen wollen, wenn sie einen Fußboden schrubben.

ME/SOUNDS: Sind Schallplatten so etwas wie Kinder für dich? Und wenn ja: Ist das der Grund, warum du selbst keine Kinder hast?

BUSH: Um Gottes willen! Sicher, eine Platte zu machen ist so etwas wie eine Geburt. Aber stell dir vor, du wärest dreieinhalb Jahre schwanger! Du hättest die Nase vermutlich so gestrichen voll, daß du von dem Kind nichts mehr wissen möchtest. ¿

Nein, für mich zählt nicht das Resultat und die Reaktionen auf dieses Resultat, sondern allein der kreative Arbeitsprozeß als solcher.

ME/SOUNDS: Muß man leiden, um kreativ zusein?

BUSH: Ich glaube nicht, daß diese Theorie Allgemeingültigkeit hat. Ich glaube sogar im Gegenteil, daß man auch im Gefühl des Glückes sehr kreativ sein kann.

ME/SOUNDS: „Rubber Band Girl“ heißt die erste Single des Albums. Was in aller Welt ist ein „Rubber Band Girl“?

BUSH: Es hat zu tun mit Widerstand und dem Wunsch, sich gehen zu lassen, sich zu öffnen, Masken abzulegen.

ME/SOUNDS: Bist du ein Mensch, dem das leicht gelinet?

BUSH: Nun, wir haben alle unsere menschlichen Beschränkungen … und es ist gefährlich, völlig offen und verwundbar durchs Leben zu gehen. Andererseits ist es gerade diese Furcht, die viele potentiell positive Beziehungen und Erfahrungen verhindert.

ME/SOUNDS: Manchmal hat man den Eindruck, daß du in deinen Songs extrem offen und verwundbar bist. Ist das vielleicht der Grund, warum du so mauerst, wenn es um Einblicke in dein privates Leben geht?

BUSH: Wieso mauern?

ME/SOUNDS: Weil du so viel von dir zurückhältst — während du in deiner Arbeit dein Innenleben nach außen zu stülpen scheinst.

BUSH: Ich kann mir nicht erlauben, naiv zu sein. Es gibt nun mal Menschen, die etwas von mir wollen, dabei aber keine lauteren Motive haben.

Wir sind wieder beim gleichen Thema: Es ist gefährlich. Außenstehenden die Möglichkeit zu geben, ein Bild von dir in der Öffentlichkeit zu verbreiten. Ich glaube, daß viele Menschen im öffentlichen Leben, gerade Künstler, daran zerbrechen, daß die Einschätzung der Öffentlichkeil so gar nicht mit der wahren Person übereinstimmt. Sie können oft genug nicht mehr arbeiten, weil sich zwischen der Person und ihrem öffentlichen Image eine unüberbrückbare Kluft auftut.

Ich habe am eigenen Leibe erfahren, wie sich dieses Gefühl in dein Leben einschleicht, wie es von dir Besitz ergreift, wie es deiner Arbeit in die Quere kommt. Natürlich möchte ich, daß meine Freunde mein Innenleben kennen, aber ich sehe keine Veranlassung, das auch in der Öffentlichkeit breitzutreten.

ME/SOUNDS: Ich habe ja inzwischen Hemmungen, eine Frage mit der Formulierung „Ich habe über dich gelesen …“ anzufangen, aber ich habe nun mal über dich gelesen, daß du ursprünglich damit liehäugelt hast, Psychologe bzw. Psychiater zu werden.

BUSH: Das ist richtig, aber irgendwann kam mal der Punkt, wo mir klar wurde, daß mir die Voraussetzungen für ein Medizinstudium völlig abgingen — Chemie und Mathematik waren in der Schule ein rotes Tuch für mich. Ich wußte, daß ich es nicht packen würde.

ME/SOUNDS: Gibt es vielleicht sogar Parallelen zwischen einem Psychiater und einem Künstler? Hat ein Künstler eine ähnliche gesellschaftliche Funktion?

BUSH: Ich habe noch nie drüber nachgedacht, aber Tatsache ist, daß ich gerne anderen Menschen helfe, daß ich auch fasziniert davon bin, wie andere Menschen funktionieren. Es ist immer wieder frappierend, wie Menschen zu völlig anderen Schlüssen und Ergebnissen kommen, obwohl sie die gleichen Informationen verarbeiten. Es ist wie eine Kettenreaktion, an deren Ende ein Resultat, eine Antwort steht — nur ist diese Antwort von Mensch zu Mensch grundverschieden.

ME/SOUNDS: Es heißt, daß die ersten fünf Jahre im Leben eines Menschen für diese Weichenstellung verantwortlich sind.

BUSH: Das mag sein, aber ich will mich hier nicht als Experte aufführen. Natürlich ist man in diesem Alter extrem empfänglich. Andererseits kenne ich auch genügend Erwachsene, die ebenso formbar und beeindruckbar sind wie Kinder.

ME/SOUNDS: Welche Erinnerungen hast du an deine frühe Kindheit?

BUSH: Ich war mächtig beindruckt vom Meer, bin es heute noch. Ich wollte immer im Meer aufgehen, wollte Teil des unendlichen Wassers sein. Es war ein unglaublich intensives Gefühl. Dabei kann ich nicht mal richtig schwimmen. Aber einfach am Meer zu stehen und hinauszublikken …wundervoll! Es war manchmal beängstieend. aber immer ein Erlebnis.

ME/SOUNDS: Bist du ein Land-, ein Naturmensch?

BUSH: Insofern es meine Arbeit betrifft, komme ich in der Stadt gut zurecht. Aber leben möchte ich lieber auf dem Lande. Seit ich 17 bin. habe ich unendlich viel Zeit in abgedunkelten Studios verbracht: ich bin heilfroh, wenn ich etwas sehe, das nicht aus Beton ist.

ME/SOUNDS: Kannst du dich eigentlich in der Öffentlichkeit ganz normal bewegen? Wirst du im Supermarkt von fremden Menschen angehalten und angesprochen?

BUSH: Wenn du gerade im Fernsehen warst, wird“s etwas kritisch. Es ist frustrierend, wenn du ständig beobachtet wirst und dich nicht so verhalten und bewegen kannst, wie du es gerne möchtest. Aber es hält sich in Grenzen, seit ich mir eine Perücke und Brille aufsetze.

ME/SOUNDS: Tatsächlich? Du verkleidest dich?

BUSH: Klar, ich bin in diesem Aufzug heute auch zum Interview gekommen und werde so auch gleich zu den Dreharbeiten fahren.

ME/SOUNDS: Erzähl mit etwas von dem Video. Du spielst selber mit, bist aber auch die Regisseurin?

BUSH: Es sind sechs Songs, die mit einem roten Faden und Dialogen verknüpft sind. Es ist mehr ein Kurzfilm als ein gängiges Video. Es ist ein ambitioniertes Projekt — vor allem angesichts der Tatsache, daß das Budget recht mager ist und die Dreharbeiten gerade mal zwei Wochen dauerten. Ich fühle mich jedenfalls geehrt, daß so phantastische Schauspieler wie Miranda Richardson und Lindsay Kemp mitspielen. Wenn man Vorläufer oder Parallelen zu dem Film sucht, dann noch am ehesten zu der „Magical Mystery Tour der Beatles. Mit dem gleichnamigen Tanzfilm von Michael Powell hat „Red Shoes“ nur insofern zu tun, als auch hier die roten Tanzschuhe ein Eigenleben entwickeln und ihre eigenen Abenteuer erleben. Aber ich möchte am liebsten noch gar nicht drüber reden, weil wir noch mitten in den Dreharbeiten stecken. Ich hasse es, über ungelegte Eier reden zu müssen.

ME/SOUNDS: Stört es dich, daß du selber mitspielen mußt?

BUSH: Stören nicht, aber ich stehe weit lieber himerder Kamera.

ME/SOUNDS: Wenn du dich selbst im Film siehst: Bist du zufrieden mit deinem Aussehen, mit deinem Image?

BUSH: Ich habe mich vor einer Kamera noch nie wohlgefühlt. Es ist mir auch ziemlich gleichgültig, ob ich da „schön“ bin oder nicht. Es ist für mich viel wichtiger, ob man überzeugend ist, ob man wirklich meint, was man tut, ob es ehrlich ist.

Und das gleiche gilt auch für die Musik: Wenn die Hörer fühlen, daß du es nicht ehrlich meinst, solltest du es besser gleich lassen.