King


Empfängt man so einen König (und wenn er nur Paul Francis Luke heißt)? Im 2000 Fans fassenden Musenpalast ergab Publikum (200 und ein paar Gequetschte) mal Alter (16 im Schnitt) dividiert durch die Zahl der Scheinwerfer (nicht unter fünf Dutzend) einen stattlichen Wert auf der nach unten offenen Hamburger Flop-Skala. Unverdientermaßen, vergleicht man das Gebotene mit vielen ausverkauften Gigs!

Kaum war die Mehrheit der Minderheit aufgesprungen, um vor der Bühne eine Dreierreihe zu versuchen, bedankt sich Paul der Höfliche bei „so many of our friends“ fürs „coming“. Ohne mit der Wimper zu zucken. Songtitel als Kommentar zu den 300 am Vorabend in Frankfurt: „Wait For No One“.

Mehr heavy als metal stampft das rundum professionelle Quintett los — vor achtunggebietenden Bühnenaufbauten (Ruine eines futuristischen Möbellagers mit Treppen und fliehenden Wolken im Hintergrund). Zahllose computergesteuerte Lichtfinger verstärken das Rockpalast-Feeling. Den Wummersound haben Baß und Drums gnadenlos im Griff.

Paradiesvogel Paul hält sich klamottenhalber erstaunlich zurück: schwarzes Schuhwerk und weiße Strümpfe unter den Höchstwasserhosen seines dunklen Anzugs statt gigantischem Schotten-Karo. Seinen optischen Tribut an den Glamour-Rock bringt der BRAVO-Titelheld choreographisch dar: Bei „Torture“ zum Beispiel mit einem Folterballett der unseligsten Verrenkungen und affigsten Sprünge (BRAVO: „Studierst du deine Bühnenposen ein? Sie wirken so elegant.“ KING: „Ich hob Karate gelernt…“)

Heaven 17-Groove löst die brachialen Viertel vorübergehend ab: dann wieder Knaller, deren Reiz sich aber live in einigen Farbtupfern erschöpft: hier ein paar flippige Breaks des Keyboarders, dort ein stimmgewaltiges, unbegleitetes Intro für das sinfonisch erweiterte „Love And Pride“.

Nach der Abschiedsverbeugung gerieten die meisten Anwesenden tapfer aus dem Häuschen und straften so den Masochisten-Paul Lügen, der extra über ein zur Zugbrücke gewandeltes Gitter schritt, um gegen den Bühnennebel anzusingen „Alone Without You“. Nicht doch, mein lieber Paul, Nie und nimmer würden wir dich alleine lassen, ohne uns.