Kinks


Dies war das beste Kinks-Konzert, das ich gesehen habe – und ich habe nicht wenige gesehen! Ich hatte das Gefühl, daß die Band auf einer Verjüngungsfarm gelebt hat, jedenfalls ging es so turbulent zu. Erst mal machten sie klar, uns kann nichts disziplinieren, nicht mal die Zeit von 16 Jahren Rockkarriere. Auch ihre Sound- und Lichtanlage scheint noch aus der Zeit zu stammen, was alles nicht störte – denn von Anfang an standen die Zeichen auf Sturm, als Ray Davies erst mal gleich die Show unterbrach, um den Ordnern klarzumachen, daß sein Publikum sehr wohl tanzen dürfe. „Where Have All The Good Times Gone?“ brüllte er provokant in den Saal und so ging es den ganzen Abend mit Spontanaktionen weiter. „You Really Got Me“, „Lola“ und seinen geliebten Banana-Boat-Schrei „Theo!“ ließ er als runnig gags durch die ganze Show laufen, die überwiegend aus schnellen, harten, knappen Nummern bestand. Dafür hatte man auch alte Arrangements zeitgemäß aufpoliert, etwa „Till The End Of The Day“ als Reggae. Brüderchen Dave, mit dem es sonst bekanntlich öfters zu Schlägereien auch auf der Bühne kommt, durfte ausgiebig sein erstes Solo-Album vorstellen. Klein-Davies entpuppte sich dabei als Heavy Metal-Fan, der alle nötigen Posen draufhat, dabei aber so schüchtern ist, daß er weiterhin der sympathische Stille bleibt. Ray hingegen war an diesem Abend Entertainer, Rockposeur, Faxenreißer und Clown par excellence.

„Celluloid Heroes“ widmete er der soeben verstorbenen Mae West und seinem Publikum schüttelte er strahlend die Hände. Dann gab es ein Zugabekonzerf von einer guten halben Stunde, was den Auftritt zu 80 Minuten abrundete, in denen es keine, aber wirklich keine einzige langweilige Minute gegeben hatte. Die Sympathieerklärungen von beiden Seiten, Band wie Publikum, waren dementsprechend. „You Really Got Me“ – again und das habe ich nicht für möglich gehalten.