Kneecap: Britische Terrorbehörde ermittelt gegen das Trio

Videomaterial soll nun beweisen, dass Kneecap 2023 zum Mord an konservativen Abgeordneten aufriefen.


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In Großbritannien ermittelt die Polizei gegen eine Musikgruppe: Kneecap sollen zum Mord an konservative Politiker:innen aufgerufen haben. Hier mehr zu den Hintergründen erfahren.

„Der einzige gute Tory ist ein toter Tory“

Die Antiterroreinheit hat die nordirische Gruppe wegen Vorfällen im Jahr 2023 im Visier. Im November sollen Kneecap damals während eines Konzerts gesagt haben: „Der einzige gute Tory ist ein toter Tory. Tötet euren lokalen Abgeordneten.“

Die Bezeichnung „Tory“ gilt für Mitglieder und Unterstützer:innen der Conservative And Unionist Party, einer der wichtigsten Parteien im politischen System Großbritanniens. Bereits damals stimmten Medienberichte zum Konzert in der Aussage überein, nun ist Videomaterial von der Show aufgetaucht, das die Ermittlungen auslöste.

Ferner soll den Behörden ein weiteres Video von November 2024 vorliegen, heißt es von offiziellen Stellen in London. In diesen Aufnahmen soll ein Bandmitglied von Kneecap Zuspruch für Terrororganisationen äußern. „Auf Hamas, auf Hisbollah“, soll die Band gesagt haben.

Sowohl die Hamas als auch Hisbollah sind in Großbritannien verboten, die Unterstützung – wie auch in Deutschland – strafbar. Derzeit prüfe die Polizei, ob weitere Ermittlungen eingeleitet werden müssen.

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Britische Politik stellt sich gegen das Trio

„Wir verurteilen unmissverständlich bedrohliche Äußerungen gegenüber jeder Person“, so ein Sprecher der Regierung. „Alle Berichte über Einschüchterungen, Belästigungen und Drohungen werden äußerst ernst genommen. Wir arbeiten mit der Polizei und dem Parlament zusammen, um alles in unserer Macht Stehende zu tun, um gegen Drohungen gegen gewählte Vertreter vorzugehen.“

Unterstützer der Ermittlungen ist mitunter Gavin Robinson, Vorsitzender der konservativen nordirischen Partei Democratic Unionist Party. Auf X (ehemals Twitter) forderte er dazu auf, gegen seine Landsmänner Kneecap vorzugehen. „Die Förderung von Sektierertum, die Verherrlichung von Gewalt und die Verbreitung von Spaltung unter dem Deckmantel der ‚Kunst‘ ist immer noch Hass. Gegen Kneecap muss wegen ihrer Hassverbrechen ermittelt werden“, schrieb er. „Wenn jemand anderes so etwas tun würde, stünde er vor Gericht, nicht auf einer Bühne.“

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Deutsche Festivals schmeißen Kneecap raus

Kneecap sorgten zusätzlich Mitte April beim Coachella Festival in Kalifornien für Schlagzeilen. Dort machten sie mit Parolen wie „Fuck Israel, free Palestine“ auf die Situation im Nahen Osten aufmerksam und positionierten sich klar. Ihre US-amerikanische Booking-Agentur Independent Artist Group beendete daraufhin die Zusammenarbeit mit den Rappern. In Deutschland flogen sie aus dem Line-up der Schwesterfestivals Hurricane und Southside. Kneecap sind seit jeher eine politische Gruppe, spielt doch bereits ihr Name darauf an, dass die nordirische Terrorgruppe IRA Drogendealern in die Kniescheiben schoss.

Die Band war außerdem in dem gleichnamigen Film „Kneecap“ zu sehen. Regisseur Rich Peppiatt wurde kürzlich mit einem BAFTA-Preis für das Beste Filmdebüt ausgezeichnet.