Koblenzer Klüngel


Scumbucket und Ken kreisen um das Mutterschiff Blackmail.

Für Außenstehende ist das Gewirr kaum zu durchschauen, pflegen die drei Kapellen doch einen munteren, personellen Austausch untereinander. Fest stehen immerhin zwei Dinge: Die Mutter (Blackmail) bürgt für Kontinuität, die Kinder (Scumbucket und Ken) stehen fürs Spontane. Zudem sollte man den geschäftlichen Aspekt nicht übersehen: Die Hauptband bringt Geld ein, die beiden Nebengruppen (noch) nicht. Gut möglich, daß sich das bald ändert, mit KISS THAN KIND ist Scumbucket ein Stück Brachial-Melancholie von bizarrer Schönheit gelungen. Parallel bringen Ken gleich zwei CDs auf den Markt, das Cover-Album I AM THIEF und STOP!

LOOK! SING SONGS OF REVOLUTIONS! – beide von überzeugender Eigenwilligkeit.

Als Grund für seine Nebentärigkeit gibt Gitarrist Kurt Ebelhäuser an, Scumbucket seien für ihn ein Mittel, um Abstand zu finden. Der bärtige, schwarzhaarige Charismatiker verfügt über eine feurige Mischung aus Temperament, Eigensinn und Musikalität. Das mag an seinen Genen liegen, die Mutter ist Spanierin, der Vater hat seine Wurzeln bei Sinti und Roma. Mit 14 besorgte sich ihr Sprößling eine Gitarre. „Ich wollte unbedingt Santanas ‚Samba Pa Ti‘ spielen lernen“, erinnert sich Kurt. Bevor er Rockprofi wurde, machte er erst mal eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann. „Ich war sehr erfolgreich. Als junger Typ hab ich zwei Abteilungen eines Medienkaufhauses geleitet. Irgendwann wurde mir klar: Das ist nicht meine Welt.“ Inzwischen ist der Rock’n’Roll seine Welt; wie besessen komponiert, produziert, mischt und spielt Ebelhäuser – bei mehreren Projekten nebeneinander. „Melancholische Musik gibt mir Stärke“, sagt er.

Während Scumbucket immerhin über eine feste Besetzung verfügt, ist bei Ken nur der Frontmann gesetzt. Für Aydo Abay ist die Band „Ventil und Spielweise, Ken sind frecher. Die Band macht mir anders Spaß, weil ich mir die Musiker immer neu zusammensuche. Bei Blackmail sind wir vier gleichgestellt, das streßt manchmal.“ Der 32jährige ist Kind türkischer Eltern. Zu Hause hörten sie – mit Ausnahme von Abba und Michael Holm – nur orientalische Musik. Als Jugendlicher machte er die Defizite schnell wett, davon zeugt das Cover-Album I AM THIEF. Hier geht’s querbeet von Flock Of Seagulls über My Bloody Valentine bis zu Ton Steine Scherben. „Wenn etwas gut ist, hab ich kein Problem, das anzuerkennen“, meint Abay pragmatisch. Das neue Material von STOP! LOOK! SING SONGS OF REVOLUTIONS! enthält dagegen britisch geprägten Rock und Abays widerborstige Lyrik. „Es handelt sich um kleine, persönliche Revolutionen“, erklärt Abay. „Fernsehen zum Beispiel geht gar nicht mehr. Ich laß mich nicht länger von uninteressanten, aufdringlichen Leuten vollquatschen.“

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