Laid Back


Schwarze Anarcho-Wimpel flattern im Wind, der würzige Rauchwölkchen aus übergroßen Selbstgedrehten über die Szene weht. Auf der grünen Wiese im Kopenhagener Park lagert ein buntes Völkchen. Diese Wiese ist jeden Samstag der Treffpunkt für ein kostenloses Open-Air-Festival, als dessen Sponsoren sich die Brauereien Tuborg und Carlsberg profilieren. Deshalb also die Bierbuden, deshalb die vielen Kühltaschen. Man hört Musik, läßt sich vollaufen oder zieht einen durch. Die Zeit scheint stehengeblieben: Schöne Grüße von den Umherschweifenden Haschrebellen.

Auf der Bühne stehen an diesem speziellen Samstagnachmittag Tim Stahl und John Guldberg mit ihren Freunden und machen ihrem Namen alle Ehre: Laid Back. Lässig, cool und fast schon schüchtern, bisweilen sogar schlaff – so kommt ihre Musik rüber. Doch über die entspannten Popliedchen der beiden Dänen mag lästern, wer will – Tatsache ist, daß Songs wie „Bakerman“ oder „Sunshine Reggae“ jenes gewisse Etwas haben, das aus musikalischen Leichtgewichten dicke fette Hits macht. Und es läßt sich im Lauf dieses Nachmittagskonzerts nicht überhören, daß Tim und John solche perfekten Songs gleich dutzendweise nur so aus dem Ärmel schütteln. Dabei spielen sie so relaxt und makellos, daß nur noch die Hängematte oder der Schaukelstuhl auf der Buhne fehlen. Auch der Sound befriedigt alle Ansprüche.

Wie auf Bestellung wagt sich schließlich sogar die Sonne aus den Wolken hervor, als der unverwüstliche „Sunshine Reggae“ über die Wiese wabert, auf der mittlerweile verdächtig viele Zuhörer in die absolute Horizontal-Lage geglitten sind, während schmächtige Asylantenkinder emsig die leeren Bierflaschen einsammeln. Gut, daß sich die zwei perfektionistischen Entspannungsfanatiker zum Schluß noch eine rauhe Rock ’n‘ Roll-Nummer erlauben. Ein solcher Adrenalinstoß macht das Laidback-Erlebnis nur noch intensiver. Denn wenn Tim und John mal richtig aus ihrer brillanten Lethargie erwachen, dann sind sie wirklich gut.