Landgang


FINK touren bald mit ihrem vierten Album übers Festland.

Das sei doch dufte Musik, hat Sven Regener vor Jahren zu Nils Koppruch gesagt, da gäb’s bestimmt hunderttausend, denen das gefallen würde. „Die müsst ihr nur finden.“ Er sprach vom zweiten Fink-Album, „Loch in der Welt“, und einer Erfahrung, die, meint Fink-Sänger/Songschreiber/Gitarrist Koppruch, auch Regeners Element OfCrime gemacht haben müssen: „Wenn du etwas machen willst, was auf eine Art zeitlos ist, kannst du keinen schnellen Erfolg erwarten und Käufer die – Extrembeispiel – sich auch ’neZIakto-Platte kaufen.“ Nicht, dass Koppruch damit aber ein Problem hätte, er sei da „nicht elitär“, lacht er.

Eingespielt in einer zum Studio umfunktionierten ehemaligen Damen-Umkleide im Keller eines Postamtes – „Wir konnten immer nur nachts was machen, wenn die Post zu hatte“, erzählt Koppruch – ist jetzt Finks titelloses viertes Album erschienen: fiebriges Schlurfen durch schlecht beleuchtete Seelen-Hinterhöfe, metaphernreiche Quasi-Seemannslieder, ein rumpelnder, facettenreicher Klangmix aus countryfiziertem Rock ä la Calexico/16 Horsepower, Tom Waits’scher Radikalität und Chanson-Schwermut. Country? Als Cowboys von der Elbe wurden die vier Americana-philen Hamburger lange gehandelt. Koppruch kann’s nicht mehr gut hören. Eher sieht er Fink – Stichwort „zeitlos“ – mit einem Bein in der Pop-Ursuppe: „Normalerweise orientieren sich Bands an Popgeschichte ab 1960. Beatles, vielleicht gerade noch Elvis. Wir sagen: Hey, da gab’s aber davor, in den 20er, 30er, 40er Jahren, auch schon Musik. Kann man die heute noch in einen Pop-Kontext setzen?“ O Koppruch, where art thou? Fink setzen. Heraus kommt Musik im Hier und Jetzt, garantiert ohne Archäologie-Muff. Die Papas einer neuen „Kantrie „Gemeinde um die Alster wollen sie aber nicht sein. Mit allzu engen Szenen hat Nils Koppruch sowieso nichts am Hut. Das war schon zur diskursfreudigen Hochphase der „Hamburger Schule“ so: „Ah, da kommt der FolkÄsthet“, hieß es damals über ihn, „da war eine misstrauische Stimmung. Hat sich mittlerweile etwas gelegt.“

Anspruch hin oder her, letztendlich sieht sich Koppruch „als Unterhaltungsmusiker. Es gibt halt nur weniger Leute, die sich von Fink lieber unterhalten lassen wollen als von den Guano Apes“, zuckt er die Schultern. Ob sich zu denen vielleicht schon ein paar mehr von den Regener’schen Hunderttausend gesellt haben, wollen Fink ab Mai aufTournee herausfinden. Dafür kratzen Koppruch (der auch als Malerarbeitet) und seine Kollegen in diversen Nebenjobs momentan Geld zusammen der Reichtum ist bei Finks noch nicht ausgebrochen. »Unser Lebensentwurf sieht halt so aus, dass wir Musik machen wollen. Dann versuchst du, davon – oder damit – zu leben“, erklärt Koppruch lächelnd. „Letztens hab ich mich gewundert, da gab’s mal 2000 Mark für drei Wochen Tour. Aber ich glaube, unser Tourmanager hatte sich da verrechnet.“