Lauryn Hill


LAURYN HILL IST EINE SCHIER MAKELLOSE Frau und Künstlerin. Das allseits begeistert gefeierte erste Soloalbum der Fugees-Frau gehört schon jetzt in jede Plattensammlung, der darauffolgende Grammy-Preisregen verhalf der erst 23jährigen endgültig zu annäherndem Heiligenstatus. Was kann man da von einem Live-Konzert erwarten? Ein überquellender Kessel Buntes ist es, was Lauryn Hill beim abschließenden ihrer drei L.A.-Konzerte dem restlos überfüllten Auditorium darbringt. Bedeutungsschwer geht’s los mit der Bob Marley-Nummer „Redemption Song“, gefolgt von einem Break für die Danksagung an Gott, Familie, Fans und den Rest der Welt. Dann kommen sie Schlag auf Schlag, die Songs vom Hit-Album: softige R&B-Schmeichler, Hommagen an die güldenen Motown-Zeiten, schneller, trockener HipHop – dann eine fast fünfzehnminütige Bandvorstellung, die in eine satte Scratch-Einlage des DJs mündet. Neben letzterem arbeiten in Lauryns Rücken über ein Dutzend Musiker und Sänger, die der Melange aus R&B und HipHop den funky Drive geben – sehr wirkungsvoll. Die Fans, ein wippendes Gemisch aus allen Altersklassen und Hautfarben, lesen Lauryn Hill die Botschaften für Frieden, Gesundheit und Wohlergehen begierig von den Lippen und agieren für ein kalifornisches Mainstream-Publikum überraschend aktiv. Lauryn Hill beherrscht wie keine zweite eine abendfüllende Mixtur aus laienpriesterhaft vorgetragenen Lebensweisheiten und Entertainment pur. Da freut sich das männliche Geschlecht, wenn sich die Schönheit der Kopfbedeckung entledigt und die Rastahaare wirbeln und verträumt den Blick über das charmant enganliegende T-Shirt gleiten läßt. Da nickt der weibliche Fan wissend zu den Geschichten der zweifachen Mutter, um dann beim Hit „Doo Wop (Da Thing)“ noch die letzten emotionalen Dämme brechen zu lassen. Lauryn Hill spontan ins Herz zu schließen fällt allerdings auch nicht schwer. Die Frau ist fast zu perfekt, um wahr zu sein – wie der Schublade eines pfiffigen A&R-Strategen entsprungen, könnte man feixen. Wäre aber Blödsinn. Lauryn Hill ist echt, und als sie nach dynamischen 90 Minuten von der Bühne geht, hat sie keinen der Nummer-Sicher-Hits der Fugees gespielt Warum auch? Lauryn Hill macht ihr Ding. Für sich, für die Fans – und für Gott.