Let’s Go Wild!


Es fing an mit brennenden Bühnen und wütenden Fans - heute sind Hurricane und Southside zwei der wichtigsten Festivals Deutschlands, in diesem Jahr zum ersten Mal präsentiert vom Musikexpress.

Eine gewaltige Bühne, mitten im Nirgendwo. Ein Zeltplatz, groß wie vier Fußballfelder. Klocontainer, Bierstände, mobile Geldautomaten: eine Rock’n’Roll-Kleinstadt. Überall Menschen, tausende. Wer nicht mehr im Zelt liegt, um den letzten Abend zu verarbeiten, arbeitet vor, für den nächsten. Kaltes Bier, warme Bratwürste, Volksfeststimmung. Der ganz normale Wahnsinn zur Festivalsaison: Mit mehr als 120.000 Besuchern sind Hurricane und Southside zwei der Big Player im deutschen Festivalgeschäft. Auch die haben mal klein angefangen. Aber sehr wild …

Bereits 1973 fand auf dem Gelände des heutigen Hurricane Festivals, der Motoradrennbahn Eichenring im niedersächsischen Scheeßel, ein Musikfestival mit 20.000 Besuchern statt, das First Rider Open Air. Durch Fehlplanung der damaligen Veranstalter konnte ein Großteil der versprochenen Bands nicht auftreten. Die Folge: Aufgebrachte Gäste setzten die Bühne in Brand. Ein Schaden in Millionenhöhe und das vorläufige Aus für Festivals in Scheeßel. Bis 1997. In jenem Jahr fand zum ersten Mal das Hurricane Festival statt. Ohne Zwischenfälle. Der große Erfolg führte zwei Jahre später zum Start des Schwesterfestivals Southside auf dem ehemaligen Militärflugplatz in Neubiberg bei München. Aber was wäre ein neues Festival ohne einen ordentlichen Gründungsmythos? Für den sorgte Marilyn Manson. Der war mit dem Sound unzufrieden und brach am zweiten Festivaltag nach nur 20 Minuten seinen Auftritt vor 15.000 Besuchern ab. Die aufgebrachte Menge stürmte die Bühne und zerstörte das Equipment der Band. Zu viel für die Stadtväter, das Southside musste umziehen. Die neue Heimat: Neuhausen ob Eck in Baden-Württemberg.

Seitdem geht es stetig bergauf. Das Zwillingsfestival Hurricane/Southside wuchs zu einem der größten Open Airs des Landes. Gut 50.000 Besucher kamen vergangenes Jahr zum Southside, 70.000 zum Hurricane, Tendenz steigend. Ausschlaggebend für den Erfolg sind auch die großen Namen: Radiohead, Coldplay, Oasis, alle haben hier gespielt. Die Popularität des Festivals lässt die Veranstalter noch akribischer nach der richtigen Formation suchen: „Es gibt nur eine Handvoll Bands, die ein Festival dieser Größe headlinen können“, sagt Stephan Thanscheidt, verantwortlich für das Booking beim Veranstalter FKP Scorpio. Umso mehr freut er sich, den Besuchern in diesem Jahr mit den Foo Fighters, Arcade Fire und Blink-182 drei veritable Hauptakttraktionen präsentieren zu können.

Auch wenn die große Maschine Hurricane/Southside reibungslos funktioniert, versuchen die Veranstalter weiter, das Festival noch attraktiver zu gestalten. „In diesem Jahr geht es uns vor allem um kleine Verbesserungen hinter den Kulissen“, sagt Jasper Barendregt, verantwortlich für die Festivalorganisation vor Ort. Er will, dass die Veranstaltung noch besser läuft. Und dass die Besucher sich noch wohler fühlen. Für Musikexpress-Leser wird sich auf jeden Fall etwas ändern: Sie können diesmal direkt auf dem Festival mit der Redaktion Kontakt aufnehmen. Erstmals präsentiert der ME Hurricane/Southside – und wird auf dem Hurricane-Gelände mit einem Stand vertreten sein.

Festivalübersicht S. 108