Lightvolle Erfahrungen


Heute hat jeder sein Lieblingswort. Meines heißt LIGHT. Light ist mega-in und always ultra. Für Fraun‘, die sich traun‘, ganz Frau zu sein, für das Beste im Mann, für leichte Mädchen und schwere Jungs, das Modewort der lightenden Angestellten. Ob Zigaretten, Waschmittel, Kaffee oder Hundefutter light, wir sind die Light-tragenden. Gott, wir haben’s nicht leicht, aber die Lightartikel machen das fiese Leben leichter. Leicht, leichter, am leichtesten. Wir harn‘ ne leichte Scheibe… die brauchen wir auch, sonst wird sie im Radio nicht gespielt, gell? Ja. Deutschland ist schön. Seine Radiolandschaft typisch. Da wird der Ernst des Lebens schwindelweich gespielt – denn mit Musik geht alles leichter. Da werden Stücke ausgeblendet, Gitarrensoli rausgeschnitten, Musik als gut durchhörbare Schonkost für den Einschaltquotenhörer. Nicht umsonst heißt die Abteilung für Popund Rockmusikprogramme der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten L-Musik (Leichte Musik) und L-Musik läuft wie geschmiert. Jetzt oder nie LÄTTA-rgie auch im TV! Light statt heavy metall L-Musik im Fahrstuhl, beim Zahnarzt, in Kaufhaus und Schwimmbad. Wash and go! Genau das Richtige für die „Two-in-one-generation“, denn wir sind uns ja wieder einig. Seit dem 3. Oktober ’69 gibt’s uns als Einerpack — ohne grünen Punkt und nicht gerade freundlich zu unserer Umwelt – aber deutscher denn je. Cola light statt geteiltem Leid! Bitburg light statt Mitleid! Wir sind wohl doch noch nicht alt genug, wirklich alles zu teilen. Pe Werner Matthias Reim fühlt englischem Pop-Textgut auf den Zahn und beweist endlich, was ohnehin alle ahnten: Der Schwachsinn kennt keine Sprachgrenzen.

Dichten und Denken hat in Deutschland eine sprichwörtliche Tradition. Heutzutage denkt freilich nicht jeder Dichter von sich in klassischer Größenordnung. Er dichtet einfach so, wie es ihm aus der Feder fließt, nennt sich vielleicht nur Texter und singt womöglich seine bescheidenen Zeilen auch noch zu passender Musik. Mit sowas Anspruchslosem ist natürlich kein Denker-Staat zu machen, und erst recht läßt sich keine kulturelle Tradition pflegen. Was kann man da tun? So haben sich kluge Leute eine Volksgruppe herausgepickt, die seither das Lieblingsziel dieses Dichter-TÜVs ist: die deutschen Pop-Texter. An ihren Worten und Einfällen liegt eine Elle, die gar nicht scharf genug sein kann. Denn wie mittlerweile jeder weiß, sind die deutschen Pop- und Schlagertexte absolut erbärmlich, nichtssagend, trivial und konkurrenzlos lächerlich. Dieser Meinung jedenfalls sind viele professionelle Kritiker, die es haargenau mit ihren hehren Qualitäts-Idealen nehmen. Allerdings nur, wenn sie die heimische Produktion unter die Lupe nehmen — oder verdrängen sie gar gezielt ihre Kenntnis der englischen Sprache? Da gibt es einen sehr erfolgreichen Song von einem Country-Musiker namens Billy Roy Cyrus, der heißt „Achy Breaky Heart*. Halbwegs korrekt übersetzt also ,Schmerzi-brechi-Herz“. Mal ehrlich: diesem wortgewaltigen .Herzilein“ träfe bei deutschem Text der popkulturelle Bannstrohl bestimmt oberschmerzlich. Oder nehmen wir die Soul-Ikone Mick Hucknall von Simply Red: Wenn er dreidutzendmal