Like a Hitmachine!


An den Songs von Nosie Katzmann kam in den 9oern keiner vorbei. Nach jahrelangem Burn-out singt der Hitschreiber von Captain Hollywood & Co. seine Lieder selbst-so, wie er sie schuf.

40 Tassen Kaffee am Tag,das war das Pensum von Nosie Katzmann. Acht erfolgreiche Charts-Projekte a la Captain Hollywood und Culture Beat fütterte der Songwriter mit Hits, Anfang der 90er, zur Hochzeit dessen, was man heute despektierlich Eurotrash nennt. Von morgens früh bis tief in die Nacht schrieb er Songs am Fließband, denn wenn der Rubel erst mal rollt im Popgeschäft, kann der Nachschub nicht schnell genug kommen. Katzmann war ein Hitlieferant, wie er im Buche steht. Ein guter Beat, eine knallige Zeile, fertig ist die Laube-ist es so einfach? „Das berühmte Hit-Rezept gibt es nicht“, sagt Katzmann, der für seine Freunde immer nur Nosie hieß, seiner Neugier wegen. „Gerade hinter den Songs, die ganz simpel klingen, steckt die meiste Arbeit!‘ Jahrelang war Katzmann, gelernter Gärtner {„der schlechteste der Welt“), als brotloser Musiker unterwegs gewesen, hatte es als Singer/Songwriter und mit diversen Bands versucht, bis ihm 1989 ein befreundeter Dance- Produzent vorschlug, zusammen eine Single zu machen und ihn deren Erfolg völlig überraschte.

„Wenn du den ersten Hit geschrieben hast, geht es Schlag auf Schlag“, erzählt er. Sieben Jahre seines Lebens verbrachte Katzmann danach im Studio, erarbeitete mit den erfolgreichsten deutschen Charts-Acts („die meisten: supernett“). Und plötzlich: Ging es nicht mehr. Totaler Burn-out. Katzmann verabschiedete sich aus dem Musikbusiness. „Ich hab mir damals gesagt: Ich mache so lange Pause, wie ich eben brauche, um gesund zu werden.“

Es wurden fast zehn Jahre. Die verbrachte er nicht etwa in den Hollywood Hills oder wenigstens in einer Finca auf Ibiza, wie man das von einem Hitschreiber erwarten würde, der die ein oder andere Mark verdient hatte.

Katzmann blieb daheim in Darmstadt, saß im Cafe, las Bücher, hörte Platten, spielte Backgammon und dachte über das Leben nach. Und über die eigenen Songs.

Geführt hat das alles zu Greatest hits I, der Platte, auf der Nosie Katzmann jetzt selbst seine Songs singt, die alle schon mal Hits für jemand anders waren. Spärlich instrumentiert, in bester Singer/Songwriter-Manier, so wie Katzmann sie schuf. „Es war wichtig für mich, meine Songs noch mal zu ihrem Ursprung zu führen“, sagt Katzmann, der die Indie-Briten The Sundays als seine All-Time-Lieblingsband nennt und Ben Folds und die Beach Boys mag. „Manchmal hob ich gedacht: Hab ich das wirklich geschrieben?“, erzählt er schmunzelnd. Und trotzdem: Er ist stolz auf jeden seiner Songs, auch im knallbunten Eurodance-Gewand.“Der Erfolg“ sagt er,“hat uns damals Recht gegeben.“ In den USA ist Eurodance übrigens gerade ziemlich angesagt.

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