Lykke Li, Eno/Hyde, The Horrors – die Platten der Woche vom 02. Mai 2014


Diese Woche erscheinen unter anderem die Alben I NEVER LEARN von Lykke Li, SOMEDAY WORLD von Eno/ Hyde und LUMINOUS von The Horrors. Alle weiteren Neuheiten findet Ihr im Text und in der Galerie.


Album der Woche: Lykke Li – I NEVER LEARN

In einer Beziehung mit der zierlichen Dame aus Stockholm zu stecken muss die Hölle sein. Mit ihr an einem Album zu arbeiten ebenfalls, wie Produzent Björn Yttling offen zugibt. Schließlich neigt die 28-Jährige zum Extrem – zu heftigen Gefühlsausbrüchen wie zur emotionalen Eiszeit, zu großem Pathos wie radikalem Minimalismus und nicht zuletzt zur kommerziellen Totalverweigerung.

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Eno/Hyde – SOMEDAY WORLD

Wie stellt man sich ein gemeinsames Album von Brian Eno und Karl Hyde von Underworld vor? Sphärische Soundscapes, ab und zu ein verhaltener Beat, keine Songstrukturen, kein Gesang. SOMEDAY WORLD ist das genaue Gegenteil davon. Eno und Hyde – bisherige lose Verbindung: Remixtätigkeit des Älteren für den nicht wesentlich Jüngeren – haben ein Songalbum aufgenommen, das aufs erste Hören Ähnlichkeiten mit dem rumpeligen, unberechenbaren Glam-Rock auf Enos erstem Soloalbum HERE COME THE WARM JETS aufweist, dieser Musik, der man Enos kurz vorher beendete Mitgliedschaft bei Roxy Music noch angehört hat.

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The Horrors – LUMINOUS

Der Song, der The Horrors 2006 ins Bewusstsein der UK-Hipsteria schepperte, hieß „Sheena Is A Parasite“. Dieser rotzige, vom US-Garage-Rock der 60er-Jahre inspirierte Song dauerte eine Minute und 40 Sekunden. Acht Jahre später dürfen sich die Songs auf dem vierten, um ein paar Monaten nach hinten geschobenen Album der Horrors so lange entfalten, wie sie wollen – und wenn das sieben Minuten dauert, dann dauert’s halt sieben Minuten. Der tolle Vorgänger SKYING (2011) hatte bereits eine Handvoll solcher Epen, und auch die Songs auf LUMINOUS dehnen sich gerne mal bis jenseits der Fünf-Minuten-Grenze aus.

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Kreidler – ABC

Einmal abgesehen von einer kleiner Auszeit Mitte der Nullerjahre erscheinen Alben der Düsseldorfer von Kreidler relativ regelmäßig im Zwei-Jahres-Rhythmus. Da kommt in zwei Dekaden inklusive der Soloprojekte wie Sølyst von Thomas Klein oder Auftragsarbeiten so einiges zusammen, was fast zwangsläufig Gefahren wie Wiederholungen birgt. Das  1994 gegründete Quartett, das zwischen Post-Rock, Elektronik und Krautrock pendelt, hält sich aber auch zu seinem 20. Geburtstag weitgehend schadlos. Wobei ABC gegenüber den beiden Vorgängern etwas abfällt. Tank von 2011 überzeugte durch deftige und bisweilen funkige Rhythmik, Kompaktheit, Keyboardflächen, kosmische Klänge und einen Hauch von Orientalik.

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Lily Allen – SHEEZUS

Das Subversivste, was man heutzutage noch machen kann: die Dinge ernst nehmen. Bei Lanz & Co. wird schon genug weggeschmunzelt, dass ein paar Geradeaus-Ansagen immer willkommen sind. Frage nur: Ist man da bei Lily Allen noch an der richtigen Adresse? Die Britin war mal dafür bekannt, Sachen beim Namen zu nennen. Am Anfang ihrer Karriere galt sie als die Ansprechpartnerin, um das soziale Wirrwarr der Twentysomethings auf originelle Art auszuloten.

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Rodrigo Y Gabriela – 9 DEAD ALIVE

Die Karriere des mexikanischen Duos Rodrigo Sánchez und Gabriela Quintero kannte in den vergangenen Jahren nur eine Richtung: steil nach oben. Auftritt in der Hollywood Bowl und im Weißen Haus vor Obama, exzessive Touren, auf denen sie sich die Finger blutig spielten, eine Soundtrack-Arbeit mit Hans Zimmer zu „Fluch der Karibik: Fremde Gezeiten“, volle Hallen.

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The Jeffrey Lee Pierce Sessions Project – AXELS & SOCKETS

Man stelle sich vor, Tony Chmelik alias Cypress Grove hätte irgendeine Firma engagiert, um seinen Dachboden in London zu entrümpeln. Ein Karton mit der Aufschrift „JLP Songs“ wäre wahrscheinlich im Müll gelandet. Zum Glück kam es anders, und so sicherte der eng mit Jeffrey Lee Pierce befreundete Musiker nicht nur den Nachlass des 1996 verstorbenen Frontmanns des amerikanischen The Gun Club, er rief auch das „Jeffrey Lee Pierce Sessions Project“ ins Leben. Nach WE ARE ONLY RIDERs (2010) und THE JOURNEY IS LONG (2012) – beide Titel basieren auf Textzeilen von Pierce – folgt nun schon der dritte Teil.

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Klaus Johann Grobe – IM SINNE DER ZEIT

Nimm eine Hand und hebe einen Finger für jede einigermaßen aktuelle Platte, die dir einfällt, deren Eigenwilligkeit sich tatsächlich vom eigenen starken Willen ihrer Schöpfer ableitet! Lass die andere am besten gleich in der Tasche. Außer du brauchst tatsächlich einen sechsten Finger für Klaus Johann Grobe, diesem schon dermaßen eigenwillig benannten Duo aus Schweiz, dass eigentlich klar sein dürfte: Sevi Landolt und Daniel Bachmann gehen nicht dort hin, wo nur die schnelle Ejakulation zählt. Die beiden wollen eine Reise tun, sich an Orten verlieren, wo sie noch nicht waren. Wer mitkommt? Wann und wie man zurückkehrt?

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Mando Diao – AELITA

Es sind fünf Jahre vergangen seit dem letzten „richtigen“ Mando-Diao-Album, GIVE ME FIRE!. Fünf Jahre, in denen viel passiert ist bei den Schweden: Sie nahmen mit Unterstützung von Ray Davies und der damals noch unbekannten Lana Del Rey ein Unplugged-Album für MTV auf, standen mit ihrer Sammlung von vertonten Gustaf-Fröding-Gedichten namens INFRUSET erstmals auf Platz eins in ihren Heimat-Charts.

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Tune Yards – NIKKI NACK

Auf der Bühne sind Tune Yards zweifellos ein Ereignis. Wenn Merrill Garbus mit live eingespielten Rhythmus-Loops jongliert, dann funktioniert das nicht immer, besitzt aber stets anarchischen Charme und demaskiert zuweilen auch noch den Fehler im System. Komplizierter aber wird es als Konserve. Vor allem, weil Tune Yards auch auf ihrem dritten Album, Nikki Nack, vor allem eins sind: kompliziert.

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