Mark E. Smith – Er ist das Gegengift gegen die Welt


Zum Glück ist Mark E. Smith nicht Gott. Sonst wäre es mit Ruhe, Anstand und Ordnung auf der Welt vorbei. Kaum jemand hat den Geist des frühen Punk so konsequent auf den Punkt gebracht (und danach gelebt) wieder am 5. März 1957 geborene „Sänger“ aus Salford/Manchester: jeden beschimpfen, alles kaputtschlagen, inklusive sich selbst, mal schauen, was rauskommt. Was hat ein 47-jähriger, musikalisch (im herkömmlichen Sinne) gänzlich unbegabter Mono- und Egomane mit der aktuellen Musikszene zu tun? Zum einen ist er aktiver als mancher „Trendsetter“ der letzten Jahre; die letzten Fall-Alben waren außerdem allesamt grandios. Zudem fällt es schwer, unter jungen Bands, die nicht nach Chili Peppers oder Twisted Sister klingen, sondern schroffe, splitterkrachige Schwarzweißmusik bevorzugen, jemanden zu finden, der ohne Einfluss von The Fall auskommt. Ein verschrobenes Uroriginal, vom NME mit einem „Godlike Genius Award“ ausgezeichnet. Eine quicklebendige Ruine, eine Ein-Mann-Terrorkampagne gegen Seichtmusik, Anpassungsunterwerfung und die Musikindustrie als solche. Ein, wenn schon nicht Gott, dann zweifellos: Held. Danke dafür: Die Fall-Fans Elastica luden Smith zum Grummelgrölen auf der Hommage „HowHe Wrote Elastica Man“ ins Studio ein. Sein Sermon über „Crashbarriers“ oder „trash barrios“ wirkt besser als zwei Liter Kaffee und zehn Aspirin. Was hat er uns beschert? Ungefähr 40 Fall-Alben mit großartigen Titeln Wie CODE: SELFISH THIS NATION IS SAVING GRACE, PERVERTED BY LANGUAGE und middle CLASS revolt, Hekatomben enigmatisch-versponnener Tourette-Lyrik (mit Tendenz zur Herausformung einer völlig neuen Sprache). Das wollen wir als nächstes uon ihm hören: Ein Duett mit Robbie Williams. Und sonst: dasselbe wie immer.