Maurice White


Er ist schon ein ausgefuchster Alt-Hase, dieser schmächtige Maurice White (44), der sich ohne Scham als erfolgreichsten Entwicklungshelfer in Sachen Funk bezeichnen dürfte. In den 70er Jahren war er es, der als Herrscher über EARTH, WIND & FIRE mit gesund-satten Funk-Grooves endlich dem Unterkörper wieder mehr musikalische Existenzberechtigung gab. Völlig konträr sein Auftreten jenseits der Bühne: Ruhig, fast stoisch läßt der Mann aus Memphis alle anberaumten Interviews und Fotosessions über sich ergehen, bis er im Blind Date ein wenig von dem „Feuer“ zeigen konnte, für das er berühmt wurde.

Grace Jones: „Slave To The Rhythm“

„Klingt verdammt nach Trevor Horn, oder? Ich höre dieses Stück zum ersten Mal, aber das dürfte wahrscheinlich Grace Jones sein. Oh, ich liebe diese Art von Produktion! Ich bin mir nicht sicher, ob das auch ein guter Song ist, aber die Performance und der Sound sind fantastisch. Ein bißchen suspekt bleibt mir die ganze Sache dann aber doch – eine der drei Hauptkomponenten für das Gelingen eines Stückes wurde hier sträflich vernachlässigt: Klang makellos, Auftritt und Darbietung der Künstlerin perfekt, der Song als solcher – eine Enttäuschung! Aber wer weiß, vielleicht wird das der größte Hit aller Zeiten…“

Simply Red: „Holding Back The Tears“

„Ich weiß nicht, wer das sein könnte, aber es erinnert mich in vielerlei Hinsicht an Strukturen, die wir selbst verwenden oder verwendet haben. Die Akkordfolge ist ein bißchen uninteressant, aber der Sänger ist ausgezeichnet. Diese unterschwelligen Jazz-Anklänge mag ich auch sehr. Ich glaube, daß sich die schwarzen R&B-Musiker in den Staaten von dieser Art Musik aber wegbewegen. Wir haben heute andere musikalische Motive. Nichtsdestotrotz … wie heißt die Band? Simply Red? They’ve done a very good job!“

Philip Bailey: „I Am Gold“

„Na, den Herrn kenn‘ ich aber! Immerhin habe ich die letzten zehn Jahre mit ihm in einer Band gesungen. Dieser Song ist ein Versuch, so wie Earth, Wind & Fire zu klingen – und das ist nun wahrlich keine innovative Leistung. Aber ist schon okay! Jetzt kann ich wenigstens die Gelegenheit wahrnehmen und einige Gerüchte aus dem Weg räumen, die immer vom großen Streit zwischen Philip und mir sprechen. Gut, wir hatten einige Auseinandersetzungen, aber wenn du zehn Jahre mit einer Familie verbringst, dann kommt es schon mal hie und da zu Meinungsverschiedenheiten. Aber Philip wird bei der nächsten Earth, Wind & Fire-LP dabeisein…“

Arcadia: „Election Day“

„Ich weiß schon wieder nicht, wer das ist. Aber die Produktion gefällt mir, obschon auch hier, genauso wie bei Grace Jones, die Special effects um die Wette eifern und dadurch der eigentliche Song etwas an Substanz verliert. Aber ich kann nicht leugnen, daß mich diese Nummer irgendwie packt. Wie heißt die Band? Arcadia? Ah. diese Duran Duran-Leute. Na ja, dann wird das sicherlich ein Riesenhit, schon allein wegen der Namen. Wäre dies das Debüt einer völlig unbekannten Band, ich glaube, sie hätte Probleme.“

Sheila E.. „Holly Rock“

„Klar: Sheila E.! Das ist definitiv meine Ecke. Diese Frau beweist immer wieder, welch großartiges Rhythmusgefühl sie hat. Und ich mag die rauhe Energie auf diesem Track. Musik im allgemeinen braucht sowas: Gemeinschaftsgefühl. Energie, celebration Hier hörst du keine Maschinen, sondern einen Haufen Menschen, die gemeinsam ihr Ding abziehen. Und das kommt auch genauso rüber. Ehrlich, erdig, kraftvoll!“

Simple Minds: „Alive & Kickinq“

„Ich hab’s im Radio gehört. Der Song haut mich nicht unbedingt vom Hocker; keine Platte, wegen der ich in den Laden laufen würde. Trotzdem hat es die Substanz, um ein Publikum zu packen. Ich bin halt schon sehr, sehr lange Musiker- und wenn mich etwas interessiert, dann nur, wenn ich nicht in der Lage wäre, es selbst musikalisch nachzuvollziehen. Da muß schon etwas Aufregenderes passieren als ein Riff und zwei Harmonien…“

Sade: „The Sweetest Taboo“

„Ohh, ich liebe sie! Ihre musikalische Entwicklung ist aber noch lange nicht abgeschlossen; dieses Mädchen wird noch wachsen! Und sie hat die richtigen Wurzeln, aus denen sie größer werden kann. Die Musik hat die richtige Intensität, kommt ohne billige Effekthascherei aus und bleibt ehrlich. You canfeel the anist! Sade hat gute Grooves mit leichten, jazzy Obertönen. Ich glaube, was ich besonders an ihr mag, ist dieser Stolz in ihren Songs.“

Propaganda: „P-Machinery“

„Ich habe schon wieder keine Ahnung, wer das sein könnte! Aber ich mag die rohe Kraft in den Tönen. Was ich allerdings nicht verstehen kann, ist das Zurückmischen der Stimme. Wollen sie die verstekken? Ich kann weder den Text verstehen noch feststellen, ob hier eine Dame oder ein Herr singt. Aber ich steh schon sehr auf die musikalische Idee. Großartig.“

Robert Palmer: „Discipline Of Love“

„Diesen Herrn habe ich schon immer gemocht. Robert Palmer hat sehr gute Grooves – und auch die Kombination mit dieser Heavy Metal-Gitarre halte ich für interessant. Der Song ist verdammt catchy ich glaub‘, ich werd‘ mir da ein paar Harmonien klauen…“