Medicine Head – 1974 geht die Sonne auf!


‚One And One Is One‘, diese Zauberformel hat 1973 dafür gesorgt, dass Medicine Head sich über die Zukunft keine Sorgen zu machen braucht. Mit ‚Rising Sun‘, ihrer neuesten Single, dürften Peter Hope-Evans (26) und John Fiddler (26) entgültig zu den vielversprechendsten Bands für das Jahr 1974 gehören. Und wie es bei Newcomern so üblich ist, hat man die beiden Med Heads schon jetzt in der englischen Presse als die ’neuen‘ T.Rex angekündigt.

IN DER SCHULE GING ES LOS

Natürlich zeigt sich John Fiddler (drums, piano, gitarre, voc) mit diesem Vergleich nicht ganz einverstanden, und selbstbewusst greift er zu höheren Sternen: „Wenn wir schon mit anderen Gruppen verglichen werden, dann stelle ich mir vor, dass wir Englands Antwort auf Simon & Garfunkel sind.

Angebahnt hat sich die Med Head-Karriere auf der Schulbank der Wednesfield Grammar School. Dort wurden John und Peter dicke Freunde. Zusammen wechselten sie später über auf das Stafford College of Art. Unter dem Namen ‚Medicine Head‘ zogen die Beiden 1968 erstmals durch die Clubs und Diskotheken ihrer Heimat. Bereits 1971 flimmerten sie in ‚Top Of The Pops‘, über die britischen Mattscheiben. Schon damals hätte es eigentlich richtig losgehen können. Med Head hatte nämlich einen ersten ganz grossen Hit im eigenen Land mit ‚Pictures In The Sky‘.

TRIPS NACH INDIEN

Plötzlich wurden aus den kleinen Clubs grosse Säle und die Energien, die für die allabendlichen Gigs aufgebracht werden mussten, Hessen sich nicht so leicht vom blauen Himmel in die Köpfe von Peter und John hineinzaubern. Peter Hope-Evans (harmonica, mundorgel) wurde der Rummel zuviel. Er sagte seinem Freund John ‚Goodbye‘ und zog sich auf’s Land zurück. In aller Ruhe wollte er neue Songs schreiben und nicht in den Mühlen des Show-Biz zermalmt werden. Während er Trips nach Indien unternahm und Bekanntschaft mit der Wahnsinns-Philosophie des Gurus Meher Baba machte, der übrigens auch Pete Townshend‘ ziemlich beeinflusst hat, suchte sich John Fiddler zwei neue Musiker, um Medicine Head nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Schliesslich fand er John Davies und den Ex-Yardbird und Ex-Renaissance Mann Keith Reif. „Diese neue Band funktionerte nicht“, erinnert sich John Fiddler heute, „weil ich als Drummer rhythmisch nicht mit den Beiden auf einen Nenner kam.“

DER GROSSE COUP

Dieses Jahr leitete schliesslich das endgültige Come-Back der originalen Medicine Head-Besetzung ein. Peter hatte durch indische Philosophien und durch die erfrischende Ruhe in den englischen Midlands seine innere Ausgeglichenheit zurückgefunden. John konnte also die beiden Intermezzo-Musiker wieder nach Hause schicken. Die Zeit für den grossen Coup war gekommen. ‚One And One Is One‘, mit mathematischer Genauigkeit drückte dieser Titel das Geheimrezept des Med Head-Erfolges aus. Übrigens, inzwischen haben die beiden ‚Medizin-Köpfe‘ in England neun Singles und fünf LPs veröffentlicht. Bei den meisten dieser Aufnahmen stand ein fähiger Mann im Hintergrund: Plattenproduzent Tony Ashton, den viele noch von ‚Remo Four‘ und Ashton, Gardener & Dyke‘ kennen werden. Da die momentan aktuelle Single nicht von Pappe ist, kann man garnicht genug daran erinnern: 1974 geht die Med Head-Sonne auf!