Megadeth


Wer hier nichts zu suchen hat, der kommt hier auch nicht rein. Ordner in doppelter Reihe sorgen dafür, daß zu vorgerückter Stunde nur jene Nachtschwärmer zu den Metalstars von Megadeth vordringen, die auch das passende Ticket besitzen. Kein Zweifel, wir sind bei einer Special Show. Der Grund liegt auf der Hand: Normalerweise füllen Dave Mustaine und seine Mannen die großen Hallen dieser Welt. Heute abend aber treten sie in einem vergleichsweise kleinen Club auf. Megadeth als Mega-Act zum Anfassen, als Band, die sich hautnah dem Publikum stellt. Zum melancholischen Pathos von ‚Exodus‘ betreten die vier Metaller mit dem großen Namen die kleine Bühne. Ein Podium, das zu einem guten Drittel vom voluminösen Schlagzeug eingenommen wird. Ein kurzer Blick in die Runde, dann gibt’s den griffigen Titel ‚Skin Of My Teeth‘. Gleich darauf hämmern Megadeth ihren ‚Reckoning Day‘ aus den Boxen, einen Song aus ihrem weltweit gefeierten, aktuellen Album ‚Youthanasia‘. Dabei wird deutlich, daß die zahllosen Querelen der Vergangenheit die Band nicht in ihrer Substanz getroffen haben. Zwar treten hier und da noch ein paar Abstimmungsprobleme zutage, doch im großen und ganzen präsentieren Megadeth sich so kompakt wie noch nie. Keine verschachtelten Songs, keine langatmigen Soli. Lediglich bei der alten Heavy-Hymne ‚Hangar 18‘ möchte Dave Mustaine noch einmal seine ausgeprägten gitarristischen Fähigkeiten demonstrieren. Da mag auch Marty Friedman nicht zurückstehen und glänzt bei ‚Tornado Of Souls‘ ebenfalls mit einem Tanz auf dem Griffbrett. Megadeth-Gründungsmitglied David Ellefson am Bass und Trommler Nick Menza brillieren derweil als virtuos ruppige Rhythmussektion. Dennoch: Die Stimmung bleibt eher bescheiden. Echter Euphorie stehen im Publikum einfach zuviele Leute von Presse und Plattenfirmen gegenüber. Trotzdem schaffen es die aufrechten Headbanger unter den Zuschauern nach den zwölf Songs des regulären Sets noch, Mustaines Megadeth eine Zugabe abzutrotzen.