MEHR IST MEHR


Der Rapper Gucci Mane hat eine Eistüte auf der Backe tätowiert. Er hat auch einmal seinen Künstlernamen offiziell in „Guwop“ geändert – nur um diese Entscheidung wenige Minuten später wegen „negativer Fanreaktionen“ zu widerrufen. Kürzlich verbrachte er eine Nacht mit Twitter-Posts wie „I should have went in his pocket. He had a switchblade. Lol. Brah. Bring me. A. Combo from Mcdonalds I got u dollar menu a– rappers“. Man tut dem Mann also kein großes Unrecht, wenn man ihm ein vergleichsweise loses Verhältnis zur Normalität attestiert.

Allerdings sind die Schrullen nur die halbe Wahrheit. Ihnen gegenüber stehen alleine in diesem Jahr schon acht mehr oder weniger offizielle Alben, von denen TRAP HOUSE III insofern das offiziellste ist, als es auch gegen Bezahlung auf Bandcamp zu erwerben war. Ein paar Tausend Menschen machten von diesem Angebot Gebrauch und kamen so in den Genuss einer weiteren Arbeitsprobe des besten Beat-Pickers im Spiel: Der schwerelose Trapfunk von „Nuthin On Ya“ oder die völlig irre Autotune-Schnulze „Hell Yes“ sind radikaler, kreativer und unterhaltsamer als fast alles, was man sich so Tag für Tag von DatPiff saugen kann. Zudem -und das übersehen all die zwanghaft ironischen Hipster, die Gucci treu ergeben sind, damit aber letztlich nur ihr latent rassistisch gefärbtes Weltbild mit dem Anstrich des vermeintlich Trashigen ausschmücken -kann der Mann richtig rappen. Auch nach Tausenden Strophen findet er noch neue Wege, das immer Gleiche zu sagen; die leicht entrückte Kadenz und die packende Binnenmelodie seines pfeilgeraden Flows sind unschlagbar.

Wer in den Texten nach inhaltlicher Tiefe sucht, der ruft vermutlich auch 0190 und will heiraten. Das zu bemängeln, ist eine üble Kategorienvermengung. Vor allem aber ist dafür keine Zeit: TRAP HOUSE IV,TRAP BACK 3 und TRAP GOD 2.5. dürften bei Redaktionsschluss bereits erschienen sein.