Metronomy


Trotz technischer Pannen und Montagabend bringen die Engländer im Berliner Lido alle zum Tanzen.

Die Schlange vor dem Lido ist so lang, dass man gemütlich zwei Bierchen trinken kann, bevor man endlich dran ist. „Ausverkauft“ ist das Konzert der Briten, die bereits seit 1999 in unterschiedlicher Formation auftreten – aber noch nicht lange mit spürbarem Erfolg. Grund für den derzeitigen Hype ist das hervorragende neue Album der Band um Songschreiber und Sänger Joseph Mount, The English Riviera (es ist tatsächlich auch erst ihr drittes). So wunderbar lässig und Roxy-Music-mäßig kommen die Songs daher.

Der schrille Soundcheck lässt noch Ungutes erahnen, doch als das Quartett mit „We Broke Free“ loslegt, liegt Mounts Kopfstimme kristallklar in der Luft. Der Band kleben Leuchtdioden auf der Brust, die je nach Tempo des Stücks heftig blinken oder warmweiß leuchten. Wie Glühwürmchen auf Partnersuche. Schon mit Stück Nummer zwei erhöhen Metronomy die Taktzahl: Das ravige „Love Underlined“ trifft sofort auf Tanzlaune – Montagabend hin oder her. Später werden Herz-Ballons auf die Bühne fliegen, es wird Liebesadressen an Berlin zurückhageln und die Temperatur auf gefühlte 38 Grad ansteigen. Was vor allem daran liegt, dass hier alle nicht nur den Hit „The Look“ kennen, sondern auch ältere Songs wie „Heartbreaker“ und „A Thing For Me“ von Nights Out (2008).

Joseph Mount bedankt sich nicht nur brav dafür, dass inzwischen auch die Berliner die Qualität seiner Arbeit erkannt haben, er geht zudem so grundsympathisch mit den vielen technischen Problemen (Mikroständer klemmt, Vocoder spinnt, Keyboard verabschiedet sich, etc.) um, dass man am Merchandise-Stand gar nicht umhin kommt, vier Buttons mit den Comic-Konterfeis der Band zu kaufen – nein, es muss selbstverständlich Comic-Helden-Konterfeis heißen!

Albumkritik & Story ME 5/11