Mit spacigen Elektrotönen und derben Metal-Riffs hebt Apollo 440 nach intensiver Vorbereitung wieder ab.


Noko verschwindet gleich wieder aus dem Interviewraum, als er merkt, daß es um Fußball geht. Der Gitarrist von Apollo 440 reagiert auf das Thema zunehmend frustriert, weil er Musiker geworden ist, um nicht ständig von fußballbesessenen Typen umgeben zu sein. Er hat sich getäuscht: Sänger Mary Mary ist Fan von Ipswich Town, Elektroniktüftler Howard Gray fiebert mit dem FC Liverpool. Und als die SAT i-Sportredaktion von „ran“ Sequenzen aus der Single „Krupa“ herausschnippelte und als Jingle laufen ließ, kam der Ball richtig ins Rollen. Jüngst hat die Band Musik für das Playstation-Spiel „FIFA 2000“ geschrieben und sich darin auf ungewöhnliche Weise verewigen lassen. Wer das Spiel einschaltet, kann Musiker der Band gegen ein Dream-Team mit Zidane, Ronaldo und Bergkamp dribbeln lassen. Kunst und Kommerz ein alter Widerspruch. Nicht für Gray: „Es gibt keinen Grund zu glauben, Musik sei automatisch Müll, nur weil sie einen breiten Geschmack trifft. Er und die meisten anderen Mitglieder der mittlerweile zum Oktett angewachsenen Live-Band haben ihre Lehren aus einer Vergangenheit gezogen. Gray hatte in den 80ern Gitarrenbands wie Pale Fountains, Red Guitars oder Age Of Chance produziert. Zur selben Zeit versuchte sich Noko mit dem Avantgarde-Pop-Projekt Luxuria. Mary Mary war Sänger der Spätachtziger-Schmuddelcombo Gaye Bykers On Acid und versuchte es danach mit Ex-PIL-Schlagzeuger Martin Atkins als Hyperhead beides erfolglos. Danach brauchte der finanziell ausgelaugte Mann Gönner und fand sie.“Mary hat schon auf unserem zweiten Album ‚Electro Glide In Blue‘ gesungen. Danach lungerte er ständig bei uns im Studio herum. Da wir ein Frontgesicht brauchten, haben wir ihn als festen Sänger engagiert“, erzählt Gray. Was er und die anderen zuvor gemacht hatten, war Stückwerk. Was jetzt gemeinsam entsteht, ist homogen und zugleich explosiv. Apollo 440 reissen sich so ziemlich alle Beats unter den Nagel, die gerade in der Dance-Szene die Runde machen und packen derbe Metal-Riffs dazu.“Bei uns gibt es eine feste Regel“, vertraut Gray uns an: „Traue niemandem,der niemals Heavy Metal gut fand. Irgendwann im Leben wird jeder mit mindestens einem Song aus dieser Ecke konfrontiert, den man einfach sympathisch finden muß.“ Überhaupt gilt mit Blick auf die neue Apollo-Platte („Gettin‘ High On Our Own Supply“) eine bewährte Losung: Die Mischung macht’s! Denn, so Astronaut Gray: „Wir wollen die größte Electro-Space-Dub-Rock-Band des Planeten werden.“